30.9 Da Flo leider eine Lebensmittelvergiftung hat, habe ich eine weitere Walking Tour gemacht, schließlich erzählt jeder Guide ein wenig anders. Unser Guide hat ein wenig über die bolivianische Politik gesprochen. Normalweise kann ein Präsident nur zwei Mal wiedergewählt werden. Da Evo Morales allerdings Bolivien in “Plurinational state” unbekannt hat, konnte er weitere Amtszeiten rechtfertigen. Offiziell ist Bolivien ein demokratisches Land aber Oppositionelle leben nicht ganz ungefährlich und Korruption ist an der Tagesordnung.

Nachdem es 2019 Proteste gab, weil Morales wieder Präsident werden sollte und es einen Militärputsch gab, ist Morales aus Bolivien geflohen. Morales hat seine Anhänger angeblich dazu angestiftet, Straßen zu blockieren und mehrere Städte von der Versorgung mit Lebensmitteln sowie dem Zugang zu Ärzten abzuschneiden bevor er gestürzt wurde. Eine Frau, die konservative Jeanine Anez wurde Übergangspräsidentin. Seit der Wahl in 2020 ist aber wieder ein Vertrauter von Evo Morales an der Macht und Morales ins Land zurückgekehrt. Jetzt ist Anez zu 10 Jahren Haft verurteilt, weil sie angeblich die Macht auf verfassungswidrige Weise bekommen hat. Da Morales ein Sozialist ist, hat Bolivien enge Beziehungen zu Ländern wie Venezuela, Kuba, China, Russland. Morales ist zwar nicht mehr Präsident aber im Hintergrund zieht er noch die Fäden und möchte bei der nächsten Wahl wohl kandidieren.

Allerdings fand unser Guide auch, dass Morales viel für die indigene Community gemacht hat, er gilt als der erste indigene Präsident. Da es aber früher ein Coca- Bauer war und auch in der Gewerkschaft organisiert, werfen ihm Kritiker vor, dass er zu wenig gegen die Drogenkriminalität macht.

Zudem haben wir über über den Gringo Präsidenten Gonzales Sanches gelernt, der sich nach Protesten und Plünderung der Staatskasse in den USA abgesetzt hat und als der reichste Mann Boliviens gilt.

Nach der Tour haben wir ein bolivianisches Getränk, Singani, probiert, der als Nationalschnaps Boliviens gilt.

Wir waren auch nochmal auf dem Hexenmarkt.

Elixiere für mehr Geld
Dieses Elixier soll gegen Corona helfen, selbst gemischt vom Schamanen im Laden.
Ein Elixier gegen Neid
Ich finde die Fotos auf der Verpackung lustig

1.10 Leider ist meine Gesundheit noch immer ziemlich angeschlagen und daher hat Claudia vormittags alleine was unternommen, während ich mich weiter auskuriert habe. Nachmittags haben wir uns zu einer schönen Gondelfahrt einmal quer durch (eher: über) La Paz und El Alto getroffen und während der ca. zweistündigen Fahrt den Sonnenuntergang, die Berge im Hintergrund und die Beleuchtung der Stadt bewundert.

Unserer Route

Ich (Claudia) habe auch nicht so viel gemacht aber ich war im interessanten Coca- Museum. Man konnte wenige Fotos machen aber ich habe gelernt, dass die Indigenen seit über 8000 Jahren Coca als Heilpflanze und auch als Mittel, um mit Geistern/Göttern in Kontakt zu treten, benutzen. Die katholische Kirche hat das erstmal verboten aber dann hat sie gemerkt, dass die Indigenen nicht so gut ohne gute Nahrung 48 Stunden in den Silberminen von Potosi arbeiten konnten ohne Coca. Daraufhin wurde Coca wieder erlaubt und die Kirche hat eine Steuer auf Coca erhoben, womit sie sich sehr bereichert hat.

1859 wurde Kokain erfunden und zunächst als Anästhetikum in der Medizin gepriesen und bei OPs eingesetzt. Auch Sigmund Freud hat einige seiner Thesen wohl unter Einfluss von Kokain verfasst und war kokainsüchtig.

Bolivien ist wohl einer der Hauptproduzenten von Kokain aber es gibt leider neue Anbaugebiete, z.B. in Nigeria und neue Konsumentenmärkte in Asien. Ein kg Kokain kostet in Bolivien ca 3000 Dollar und ca. 150.000 sobald es westliche Märkte erreicht.

Im Museum wurde ziemlich negativ über Americas “War on Drugs” berichtet und dass es keine Probleme löst und nur welche schafft. Morales, der Ex Präsident Boliviens hat auch 2008 die amerikanische Drug Enforcement Administration außer Landes verwiesen. Coca gehöre zur nationalen Identität und deswegen könne es nicht verboten werden. Im Museum wurden auch verschiedene Rituale gezeigt für die Coca notwendig ist. Man kann sogar die Zukunft aus Cocablätterm lesen, was Schamanen durchaus praktizieren.

Es wurde auch oft betont, dass Coca nicht Kokain ist und Coca sehr viele gesundheitliche Vorteile bietet. Ich hätte gleich einige Cocablätter gekauft, so überzeugt war ich von den Vorteilen aber im dem Museum stand auch, dass sehr viele Pestizide beim Anbau benutzt werden und dann habe ich es doch gelassen. Im Coca-Museum waren auch die verschiedene Schritte zur Herstellung von Kokain beschreiben, die ich mir nicht gemerkt habe ?. Ich habe mit nur gemerkt, dass man Benzin oder Schwefelsäure benötigt und man zunächst eine Paste bekommt, die billig aber höchst giftig ist und die hauptsächlich von den Armen in dritte Welt Länder konsumiert wird. War auf jeden Fall ein interessanter und lehrreicher Besuch.