Potosi hat uns etwas überrascht, denn wir hatten mit einer wirklich hässlichen Minenstadt gerechnet aber wir fanden Potosi ganz hübsch. Eigentlich kein Wunder wenn man darüber nachdenkt, denn Potosi war mal eine sehr reiche Stadt, zeitweise reicher als London oder Paris. Mit knapp über 4000 Meter, gilt Potosi als eine der höchstgelegenen Städte der Welt. Die meisten Touristen kommen, um sich die Minen anzuschauen, wir auch, aber wenn man schon da ist, kann man sich auch die Stadt an sich anschauen.

Wir haben eine Walking- Tour gemacht, die leider sehr teuer und schlecht war, da wir uns zig Kirchen angeschaut haben und die Tourguide schlechtes Englisch sprach und daher Rückfragen nicht beantworten konnte. Ich fand es interessant, dass jahrelang aufgrund der Höhe keine Babys in Potosi zur Welt gekommen sind und die Frauen für die Geburt für einige Wochen Potosi verlassen mussten. Heutzutage gibt’s natürlich eine adäquate medizinische Versorgung. Wir haben uns verschiedene Straßen angeschaut wo Exekutionen stattfanden und ein wenig über die segregierte Gesellschaft (wie sonst auch: Spanier at the top, dann Weiße die in den Kolonien geboren wurden, dann Mischlinge und zum Schluss Indigene) gelernt und wo die verschiedenen Gruppen gewohnt haben.

Die Stadt war durch das Tor getrennt, auf der einen Seite die Indigenen, auf der anderen die Spanier
Da wurden früher die Rebellen gehängt (aber nicht die Indigenen, die werden außerhalb der Stadt exekutiert)
Es gab auch Straßen für Prostitution. Wenn aber an der Hand ein Ring zu sehen war, lebte eine verheiratete Frau drin..

Das Museum des Geldes (de la moneda) haben wir uns auch angeschaut und gesehen wie die ersten Münzen geprägt worden und wie sich die Technologie entwickelt hat. Heutzutage prägt Bolivien seine Münzen nicht selbst sondern kauft die aus anderen Ländern, zum Beispiel Frankreich und auch die Geldscheine werden im Ausland gedruckt, da Bolivien nicht über die nötige Technologie verfügt.

Die Pferde haben die Maschinen über ihnen angetrieben. Diese Pferde lebten unter solchen schlimmen Bedingungen nur 4-6 Monate und arbeiteten 12 Stunden pro Tag.
Da wurde das Silber in Barren gegossen

Während Flo in der Mine war, habe ich mir das alte Kloster Santa Teresa angeschaut und eine Privatführen bekommen. Momentan leben noch 6 Nonnen im Kloster, die jüngste um die 40. Die neuen Räumlichkeiten sind nicht für die Besucher zugänglich aber das alte Kloster kann man besichtigen. Wie in Arequipa, wurde die zweite Tochter / Sohn einer reichen, spanischstämmigen Familie, ins Kloster geschickt. Hier in Potosi hatten die Nonnen weniger Komfort als in Arequipa und sie durften nach Eintritt ins Kloster mit ca 15 Jahren ihre Eltern nicht mal durch ein Gitter sehen. Wenn sie Geschenke empfangen wollten, mussten sie einen langen Löffel durch eine Öffnung nach hinten reichen (sie standen mit dem Rücken zu dieser Öffnung) und die Eltern haben die kleinen Geschenke auf den Löffel gelegt. Ansonsten habe ich viele vergoldete Altäre und Gemälde sowie den Garten und weitere Räumlichkeiten des Klosters gesehen. War ganz nett aber nach der Besichtigung des Klosters in Arequipa nicht mehr ganz so informativ.

Einfache Betten ohne Matratze
Das ist der Löffel, den man mit dem Rücken zur Wand durch die Öffnung reichen musste, um Geschenke zu bekommen
Viele Leute aus Potosi haben dem Kloster Krippen gescheckt. In dem Raum beten die Nonnen regelmäßig.
Instrumente zur Selbstgeißelung, um die Schmerzen Jesu nachzuempfinden

Ansonsten haben wir einen Ausflug zu einer natürlichen Therme /warmen Badelagune außerhalb der Stadt gemacht aber nicht drin gebadet, weil es eigentlich aufgrund der vielen tödlichen Unfälle verboten ist. Trotzdem haben wir aus der Ferne 2 Badende gesehen. Eine alte Frau kam irgendwann auf uns zu und hat uns über die ganzen Unfälle in dem Badesee erzählt und dass sie auch schon Leichen gesehen hätte, die nach Tagen wieder hochgespült wurden. Wir wollten rumlaufen aber angeblich wurde vor Kurzem eine Leiche in den See geworfen und die Polizei musste noch die Spuren sichern. Ob das stimmte oder nicht wissen wie nicht aber uns war die Lust vergangenen, weiter dort Zeit zu verbringen.

Am Samstagabend sind wir noch ins Kino gegangen und haben den schönen und ruhigen Film Utama gesehen. Wir haben zwar nur einen Bruchteil verstanden aber es reichte, um die Haupthandlung mitverfolgen zu können. Es ging um ein Dorf in den Anden, sehr abgelegen und insbesondere um ein altes Pärchen das noch außerhalb des Dorfes gelebt hat, Landwirtschaft betrieben hat und eine Llamaherde hatte, aber kein fließendes Wasser. Der Enkel aus der Stadt hat die Großeltern besucht und versuchte den kranken Großvater zu überreden, medizinische Versorgung in der Stadt zu bekommen. Der Großvater weigerte sich in die Stadt zu fahren und wollte in seinem Dorf sterben. Außerdem wurde noch das Wasserproblem und der ausbleibende Regen thematisiert. Das Dorf versuchte dem Problem mit Opfergaben und Llanaopferung oben auf dem Berg entgegenzuwirken aber der Regen kam nicht und so haben viele dann doch das Dorf verlassen. Viele Bolivianer waren berührt von dem Film denn ich glaube er spiegelt schon die Realität und das harte Leben in solchen abgelegenen Dörfer wieder. Zudem haben/ hatten bestimmt einige noch solche sturen Großeltern, die jede medizinische Versorgung in der Stadt ablehnen. Der Generationenkonflikt wurde auch in der Sprache deutlich: die Großeltern sprachen untereinander Quechua aber der in der Stadt lebende Enkel verstand Quechua nicht mehr. Es waren viele schöne Bilder vom Altiplano und uns hat der Film auch berührt, wenngleich nicht so wie die Bolivianer natürlich.

Am Sonntag wollten wir Richtung Uyuni fahren. Als wir am Samstag von der Thermallagune zurückgefahren sind, haben wir schon die Autoschlangen an den Taskstellen gesehen. Da wir aber ins Kino wollten, haben wir sie einfach ignoriert und dachten wir stellen uns Sonntag an. Tja, am Sonntag gab es kein Benzin mehr. Wir waren bei 2 Tankstellen und angeblich gab es in der ganzen Stadt kein Benzin mehr. Wir haben unseren Ersatztkanister von 25 Liter reingekippt aber es wäre knapp geworden und wir wollten nichts riskieren.

Ich habe unsere Spanischlehrerin aus La Paz, die aus Potosi stammt, angeschrieben aber während sie Benzin für uns nachfragte, ob Freunde/Familie uns 10 Liter verkaufen würden, fanden wir doch noch eine Tankstelle. Nach langen Diskussionen haben wir dann doch noch 10 Liter bekommen. Eigentlich müssten auch Ausländer einen Pin- Code bekommen den man vorzeigen muss, damit man den internationalen Preis für Benzin zahlen darf. Allerdings bekommen wohl nur ausländische Bolivianer diesen PIN-Code. Wir oder auch die Französinnen, die wir in Peru getroffen haben, haben ihn nicht bekommen, obwohl wir explizit danach gefragt haben. Ohne Code gibt’s eigentlich kein Benzin und man muss immer handeln und manchmal wird man abgewiesen. Aber mit vielen “por favoooor” und etwas Bestechungsgeld geht’s meistens. Die Tankwärte geben oft ihren eigenen PIN-Code ein und handeln einen Preis mit dir aus. Normalerweise kostet ein Liter ca. 50 Cent und man handelt z.B. 70 Cent aus. Die Differenz behalten die Tankwärte vermutlich, das weiß ich nicht. Aber da das Benzin so knapp war am Sonntag, war es wirklich etwas schwierig. Die drei Frauen haben ewig rumdiskutiert und uns letztendlich 10 Liter verkaufen wollen. Als sie schon zu tanken anfingen, fragte Flo in seiner nettesten Stimme, ob wir nicht doch etwas mehr bekommen könnten und sie volltanken könnten. Das machten sie dann auch etwas widerwillig aber es waren eh nicht viel mehr als 10 Liter. Mit vollem Tank sind wir also nach Uyuni und abends dort angekommen.