Das große Sumo Tournament in Tokio ist eines von sechs Sumoturnieren, die jährlich in Japan stattfinden. Wir sind heute dabei und das sogar länger als eigentlich geplant.

Wir hatten eine gute Nacht auf dem Parkplatz und brechen früh auf, um früh beim Tournament zu sein, damit wir heute noch weiterfahren können.

Mir fällt auf, dass die Kamera immer ein lautes Kamerageräusch von sich gibt, obwohl ich sie stumm geschaltet habe. Ich kann den Ton auch nicht deaktivieren. Das ist auf eine Vereinbarung von Handyherstellern und Mobilfunkanbietern in Japan zurückzuführen, weil es eine Zeitlang zu viele heimliche Aufnahmen gab und das mit dem lauten Ton verhindert werden soll. Da wir jetzt japanische SIM-Karten haben, ist das bei uns auch so.

Mit Hilfe von Google Maps und diversen Anleitungen im Internet kaufen wir uns die passende Fahrkarte und fahren mit der Bahn. Die ist allerdings nicht wie man sie sich vorstellt, sondern wir sind erstmal ziemlich alleine. Hier fahren scheinbar alle in der Bahn mit Maske, das war auch vermutlich, wie in vielen asiatischen Ländern, schon vor COVID so.

Am Zielort angekommen irren wir etwas rum bis wir den Eingang finden

Dort werden wir zu einem Supermarkt geschickt, wo wir die Tickets abholen können, schon mal ungewöhnlich. Zum Glück hat Claudia die Karten schon lange vorbestellt, jetzt ist mittlerweile alles ausverkauft. Die Angestellten im Supermarkt sprechen zwar kein Englisch, aber wir kommen irgendwie klar, auch weil die Japaner super freundlich und hilfreich sind: Sie verbeugen sich und sagen irgendwas, was wir nicht verstehen. Wir verbeugen uns und sagen “Arigato” (die etwas kürzere und eigentlich unhöflichere Form von “Danke”), was eines der wenigen Wörter ist, was wir bisher können.

Zurück am Ort des Tournaments dürfen wir jetzt rein und finden eine Frau am Infostand, die Englisch spricht und uns ein bisschen helfen kann. Zuerst erfahren wir, dass wir viel zu früh dran sind! Es ist 10 Uhr und obwohl schon Kämpfe stattfinden geht es mit den “Stars” erst um etwa 14 Uhr los. Das Highlight des Tages ist der letzte Kampf des Abends um etwa 17:30. Puh, das bringt unsere Pläne direkt am ersten Tag durcheinander, aber wir haben ja ein bisschen Puffer…

Wir bekommen einen Zettel auf dem unser Sitzplatz eingezeichnet ist und einen mit Informationen zu den Kämpfern und dem Ablauf. Die Halle ist zweistöckig, in der Mitte der “Ring”, darum sitzen die vier Juroren und die Kämpfer, darum die Presse, dann die teueren Liegeplätze und Stühle. Im abgetrennten äußeren Ring gibt es Toiletten und Shops mit Essen und Souveniers. Im zweiten Stock gibt es mehr Sitzplätze und im äußeren Ring noch mehr Toiletten und Shops. Unser Platz ist im zweiten Stock in der letzten Reihe, da wo auch etliche andere Touristen sitzen, wir sehen aber trotzdem sehr gut.


Anfangs kämpfen nur die Junioren, dafür können wir näher ran, weil es noch nicht so voll ist.


Wir haben noch nicht gefrühstückt und hier im Gebäude gibt es im Keller eine Spezialität, die sonst von Sumo-Ringern gegessen wird: Chanko. Ein deftiger Nudeleintopf mit verschiedenen Fleischsorten und Fisch.

Claudia ist nicht erfreut, dass es keinen Löffel gibt, aber wir trinken einfach aus der Schüssel, wie die anderen auch, und schaufeln die festen Bestandteile dicht über die Schüssel gebeugt mit den Stäbchen ins uns rein. Das Essen kostet auch nur 3€ und schmeckt uns so gut, dass wir später noch eine Portion essen. Kurios ist, dass alle im Saal in die gleiche Richtung oder an die Wand schauen, man kann sich also nicht gegenüber setzen.


Nachmittags starten die Kämpfe der Profis und der Saal hat sich komplett gefüllt. 

Die Kämpfe werden auch spannender, das Publikum ist nicht mehr so zurückhaltend wie am Anfang. Vor der nächsten Runde werden die Kämpfer in einer Zeremonie vorgestellt.

Jeder Kampf dauert lange, weil die Vorbereitung ewig dauert. Erst wird sich verbeugt, dann gestampft (um die bösen Geister zu vertreiben), dann Salz verteilt (um die bösen Geister zu vertreiben), usw. Irgendwann stehen sich die Gegner gegenüber und wenn alle 4 Fäuste den Boden berühren, dann beginnt der Kampf, der meistens nach wenigen Sekunden vorbei ist. Oft denkt man es geht gleich los, weil beide in die Hocke gehen aber dann steht einer doch nochmal auf, weil der sich nochmal das Gesicht wischen muss, oder der andere nochmal Salz streuen möchte. Früher gab es keine Zeitbeschränkung, heute sind nur noch 4 Minuten Verzögerung gestattet bis der eigentliche Kampf startet.

So zieht sich die ganze Show ziemlich hin. Das ganze Tournament geht 15 Tage und der Kämpfer, der die meisten Gewinne hat, hat letztendlich gewonnen. Die Siege sind nötig um im Rang aufzusteigen und wenn man nicht abliefert steigt man einen Rang ab. Um Yokozuna (der höchste Rang) zu werden, muss man 2 aufeinanderfolgende Tourniere komplett gewinnen oder extrem gut abschneiden und dabei den zweithöchsten Rang des Ozeki inne gehabt haben. Absteigen kann man als Yokozuna nicht mehr, auch wenn man verliert. Dann sollte man aber in Rente gehen.  Das sollte man eh sobald es geht (meiner Meinung nach), da die Lebenserwartung der Sumo-Ringer mit durchschnittlich 63 Jahren sehr jung ist. Die ungesunde Lebensweise wird der Hauptgrund für das frühe Ableben sein, der Kampf im Ring ist normalerweise nicht tödlich. Momentan gibt’s nur einen Yokozuna in Japan. Er ist der 73. Yokozuna in der 300 jährigen Sumogeschichte und heißt Terunofuji (den Namen geben sie sich selbst). Er war schon mal Ozeki, stieg aber aufgrund von Verletzungen sehr weit ab. Vor wenigen Jahren konnte er sich wieder nach oben kämpfen und ist der erste Yokozuna der es nach einem so tiefen Abstieg wieder bis zur Spitze geschafft hat. Auch die Kämpfe in diesem Turnier hat er bisher gewonnen aber angeblich wird er nie wieder 100% seiner früheren Leistung erreichen können.

In der Pausen – wobei es keine Pausen an sich gibt, man geht und kommt wann immer man möchte und verpasst eben einige Kämpfe – essen wir Grünteeeis oder kaufen uns Süßigkeiten. Es gibt auch einen Keksstand bei dem man eine Handvoll Kekse für ca. 3 Euro bekommt. Als ich zugreife, gibt mir der Verkäufer mindestens nochmal eine Handvoll Kekse mit in die Tüte, vermutlich habe ich einen Ausländerbonus erhalten und bedanke mich natürlich. Wir kaufen noch Hähnchenspieße. Während man sie isst, soll man seinem Lieblinssumoringer viel Glück wünschen.

Am Ende des Tages darf ein ausgewählter Sumoringer den Bogen-Tanz aufführen.

Danach leert sich das Gebäude schnell und auch wir machen uns auf den Weg nach draußen.


Danach geht es in der etwas volleren Bahn nach Hause. Wir fahren an der Station Akihabara vorbei und sehen viele bunte Lichter. Da es noch nicht spät ist, drehen wir um und steigen in Akihabara, dem Manga- und Animeviertel aus. Hier ist noch viel los, alles blinkt bunt und wir laufen einfach mal los, den bunten Lichtern hinterher. Wir gehen in zwei Spielhallen, wo ein paar Jugendliche irgendwelche Spiele zocken.

Draußen auf der Straße stehen junge Frauen in Manga-Kostümen, die versuchen (hauptsächlich) Männer in Cafes zu locken, in denen sich verkleidete Bedienungen wie Bedienstete verhalten und mit den Gästen plaudern. Naja, sehr seltsam das Ganze…