Irgendwann ist die Nacht überstanden und der Himmel klärt auf. Wir sind sehr verteilt auf dem Campingplatz und langsam finden sich alle in der Küche ein. Es ist niemand zu Schaden gekommen und die Küche steht auch noch, hauptsächlich weil Schalk sie in der Nacht mit Querstreben verstärkt hat.

Tag 3: 08.04.

Wir sind offiziell bei der “Insel-Zeit” angekommen. Die Uhr und das Handy liegen im Zelt, gefrühstückt wird, wenn man Hunger hat, es gibt immer Kaffee, wer den letzten Rest nimmt, kocht einen neuen Pott. Die Hängematte hängt am Meer in der Sonne oder neben dem Zelt in Schatten, hier kann man auch prächtig ein Schläfchen machen. Die Vögel sind alle auf der Jagt draußen auf dem Meer und der Lärmpegel ist erträglich. Schnorcheln und Schwimmen kann man immer, direkt bei unseren Zeltplatz oder in der Lagune. Weil der Wind aus Norden kommt, haben wir noch etwas höhere Wellen bei uns und so gehen wir auf die andere Seite der Insel (10 Minuten Fußweg) und schnorcheln dort ein bisschen, um dann später noch in der Lagune zu schwimmen und schnorcheln.

Dort sehen wir die größte Schildkröte, die wir je gesehen haben. Sie steckt allerdings zur Hälfte unter einem Stein und wir haben bisher nicht herausgefunden warum sie das tut. Wir waren allerdings sehr lange in ihrer Nähe ohne dass sie zum Luft holen aufgetaucht ist. Sie sah nicht tot aus, die Flossen bewegen sich gelegentlich. Vor uns versteckt hat sie sich jedenfalls nicht, sie hatte einfach wegschwimmen können. Vermutlich hat sie sich vor dem Sturm hierhin geflüchtet und ausgeruht.

Der Sonnenuntergang entschädigt uns für die vorherige harte Nacht.

Tag 4: 09.04.

Nachmittag fahren wir nochmal raus zum Speerfischen, dieses Mal mit Kamera und ich darf auch schießen. Ich bin sehr gespannt, das wollte ich schon immer gerne machen und mit Leuten, die sich auskennen macht es natürlich noch viel mehr Spaß! Wir fahren wieder raus aus der Lagune und Ankern am äußersten Rand des Korallenriffs an einer sandigen Stelle. Ich schwimme mit Matt und er erklärt mir die grundsätzliche Verwendung der Harpune, dann geht es auch schon los, immer an der Kante entlang. Luftanhalten war bisher nichts was ich trainiert habe, das Riff hinunterschwimmer um zu schießen kommt daher für mich nicht in Frage. Oben gibt es aber genügend große Fische für mich. Wir schwimmen nebeneinander her und verständigen uns gestikulierend darüber, welchen ich versuchen soll zu schießen. Den ersten verfehle ich, vermutlich war ich nicht geduldig genug. Man muss auf den perfekten Winkel warten, damit der Schuss gelingt, daneben schießen ist mir viel Aufwand für das erneute Laden der Harpune verbunden.

Als eine Gruppe großer Tintenfische vorbeischwimmen gibt Matt mit das OK, ich lasse mich ruhig über den Schwarm treiben und lasse mir viel Zeit. Mit einem lauten Knall schießt die Harpune los und vor uns ist plötzlich eine tiefschwarze Wolke mit 2 Meter Durchmesser im Wasser. Volltreffer! Wir ziehen Harpune mit Tintenfisch zu uns, töten ihn schnell und schwimmen dann weiter. Wieder sehen wir Haie, aber leider kein Mantarochen heute. Ich erwische noch einen Papageienfisch, dann jagt Matt noch ein bisschen während ich Fotos mache und Filme.

Im Ganzen fangen wir 12 ordentliche Fische und damit sind Mittag- und Abendessen gesichert.

Zurück auf den Campingplatz werden die Fische filtriert und gehäutet. Die Haut der Coral Trout hat nur ganz kleine Schuppen, die man essen kann. Die Haut wir in kleine Streifen geschnitten und frittiert, das ergibt einen sehr leckeren Snack.

Einen Teil der Filets essen wir als Sashimi: roh in schmale Streifen geschnitten und in Sojasauce getunkt. Nur der Tintenfisch und der Papageienfisch werden in Butter gebraten. Ich freue mich sehr über meinen ersten geschossenen Fang. 🙂

Nach der ganzen Aufregung steht ein weiteres Nickerchen im der Hängematte an.

Abends sind wir dran mit Kochen und es gibt einen großen Berg Fischcurry und einen kleinen Berg Fleischcurry. Der Fisch ist super lecker und schmeckt überhaupt nicht fischig.

Unser Container mit Trockeneis hat leider ein Leck und wir müssen das Fleisch kochen bevor es schlecht wird.

Mit dem letzten Eisstückchen machen wir uns Gin-Tonic. Ich mag die Art, wie die Australier campen jedenfalls sehr. 🏝️🍸

Tag 5: 10.04.

Es ist heiß im Zelt, ich lege mich um 5 Uhr in die Hängematte am Strand, um die letzten paar Stunden dort zu schlafen. Eine sanfte Briese schaukelt die Hängematte, die Wellen plätschern nur wenige Meter entfernt von mir an den Strand. So lässt sich der Tag gut beginnen.

Für uns ist es aber der letzte Tag, die anderen reisen morgen oder einen Tag später ab, es gab leider keinen freien Platz mehr auf der Fähre morgen. Wir frühstücken nochmal gemütlich zusammen, dann packen wir unsere Sachen und halten dabei immer schön vorsichtig Ausschau nach Tausendfüßlern.

Wir machen noch ein Gruppenfoto am Strand und ich aktiviere aus Versehen die Videoaufnahme. Das Video gefällt mir irgendwie super 🙂

Danach setzen wir mit dem Gummiboot zu Schalks Boot über. Es wurde 1938 gebaut und hat viel Charme. 10 Leute können darauf übernachten und ich will jetzt auch ein Boot. Leider fehlt mir das nötige Kleingeld…

Die Kinder (und ein paar große Kinder) springen von Dach, wir schnorcheln, entspannen mit Bier und Snacks in der Sonne, schnorcheln nochmal, sehen einen kleinen Hai und eine Schildkröte, neben der unzähligen anderen Fischen und Korallen.

Um drei Uhr müssen wir übersetzen auf das Tourboot, das Claudia und mich zurück zum Ufer bringt, während die anderen zurück zur Insel oder nochmal weiter raus fahren. Wir verabschieden uns, von manchen nur für ein paar Tage, von anderen ein paar Wochen, bis wir in Sydney zurück sind und die anderen laden wir natürlich zu uns nach Deutschland ein. Wir würden uns freuen sie bei uns begrüßen zu können.

Vom Tourboot aus machen wir eine letzte Schnorcheltour und treffen eine letzte Schildkröte, die entspannt neben uns her schwimmt und uns interessiert mit wachen Augen ins Gesicht schaut. Was für wunderbare Kreaturen, ich werde nicht müde ihnen zu begegnen.

Auf den Tourboot sitzen ein paar Deutsche hinter uns, die in Keltern leben, einem kleinen Dorf in der Nähe von Karlsruhe und die sogar Kapfenhardt kennen! Die Frau arbeitet in Pforzheim am Leopoldsplatz in einer Zahnarztpraxis. Was für ein Zufall :). Die beiden nehmen uns dann netterweise noch 6 km mit bis zu unserer Unterkunft.

Ich habe mich schon lange Zeit auf die Insel gefreut, aber man weiß ja nie, ob sowas dann auch klappt. Eine Kette von Zufällen hat es ermöglicht! Ohne die Hilfe der Leute, die mit uns waren, hätten wir es als Touristen nicht geschafft so komfortabel zu campen und ohne deren Boot hatten wir nur die Hälfte erlebt. Zum Glück machen uns Ameisen im Essen, Kakerlaken in Töpfen, Plumpsklos (wobei es ein sauberes, nicht riechendes modernes Plumpsklo war, es gab sogar Licht) fehlende Duschen und Luftmatratzen ohne Luft fast nichts mehr aus, beziehungsweise gehen diese Sachen in der Fülle der wunderbaren Dinge, die wir gesehen und erlebt haben einfach vollkommen unter.