Heute wollen wir ein bisschen am Chimborazo (6263 m) wandern, genau gesagt von einer Schutzhütte auf 4800 Metern zu der nächsten auf 5000 Metern und dann noch ein bisschen weiter zu einer kleinen Lagune auf 5100 Metern. Da der Chimborazo so nah am Äquator liegt, ist er, nimmt man nicht den Meeresspiegel sondern Erdmittelpunkt als Bezugspunkt, 2 km weiter vom Erdmittelpunkt entfernt als Mount Everest und der höchste Punkt der Erde – ist alles eine Frage der Perspektive?.

Wir brechen um 10:30 nach einem leckeren Frühstück mit den Taxi zur ersten Schutzhütte auf. Wir haben endlich die Gelegenheit unsere Bergausrüstung auszuprobieren und treten an mit Thermohose, Daunenjacke und Handschuhen. Unser Hotel in Riobamba liegt auf “nur” 2800 Metern , das Taxi fährt also fast konstant bergauf.

Während der Fahrt lugt immer wieder der Chimborazo hinter den Wolken hervor und der Taxifahrer muss immer wieder anhalten, damit wir Fotos machen können.

Um uns herum ändert sich ständig die Vegetation, erst lassen wir die Bäume hinten uns, dann gibt es nur noch ein paar einzelne Sträucher hier und da.

Unterwegs treffen wir noch auf ein paar Vicuñas, die sich scheinbar hier sich wohl fühlen.

Danke Markus 🙂

Bevor wir wandern dürfen, müssen wir uns bei der Bergwacht registrieren und bekommen einen neuen Stempel in den Pass.

Nach einer sehr holprigen Fahrt über eine Schotterpiste kommen wir auf dem Parkplatz beim Refugio an und laufen zum Refugio um uns dort zu stärken.

Auf den Weg vom Parkplatz zur Hütte bekommen wir die ersten Auswirkungen der Höhe zu spüren: der Puls steigt, die Atmung beschleunigt sich, jeder Schritt ist ein bisschen mühsamer als gewohnt und die Blase drückt (der Körper entwässert um den Anteil der roten Blutkörperchen zu erhöhen).

Also rein in die Hütte und Coca-Tee, Empanadas und Doughnuts bestellt. Der Coca-Tee soll die Auswirkungen der Höhe lindern und der Zucker uns noch einen kleinen Energieschub geben.

Coca-Tee gegen Höhenkrankheit

Die Strecke, die wir zurückliegen wollen beträgt 1000 Meter und 300 Höhenmeter (pro Strecke), eigentlich kein Problem für uns…

Nach wenigen Schritten wird uns klar: das wird kein Spaziergang heute! Es ist kalt, für Steigung und die Höhe machen uns zu schaffen und wir kommen nur langsam voran.

Unsere kleine Gruppe halbiert sich nach ein paar hundert Metern, vermutlich wäre es auch für uns vernünftiger gewesen hier umzudrehen, aber schließlich wollen wir bald noch mehr wandern (Allerdings nicht auf dieser Höhe) und so ziehen wir es durch. Eine andere Familie aus Argentinien, die Eltern in unserem Alter, kämpft ebenfalls und hat ein GPS Gerät dabei das die Höhenmetern misst. Auf 5000 Meter dreht die Familie um, wir denken, ach, so weit ist es nicht mehr bis zur Hütte, wir ziehen es durch…

Vermutlich stimmt die Angabe mit den 5000 Metern nicht, das GPS Gerät wird schon stimmen?

Irgendwann kommen wir bei der Schutzhütte auf 5000 Metern an (laut GPS Gerät waren die 5000 schon weiter unten) und sind mächtig stolz auf uns.

Jetzt nochmal 100 Höhenmeter bis zur Lagune, die lassen wir uns nicht entgehen. Der Weg dort hin ist allerdings steiler aus bisher, aber wir kämpfen uns hoch.

Gleichgewicht halten geht so einigermaßen

Die Lagune ist eher eine Teich, soll aber nach dem Regen ein schöner See sein. Egal, wir machen die obligatorischen Selfies, ruhen uns kurz aus und gehen zurück. Der Rückweg ist ein Kinderspiel im Vergleich zum Aufstieg, wir brauchen nur ein Drittel der Zeit, bis wir wieder an Parkplatz sind. Wir hüpfen in das Taxi und fahren zurück zum Hotel.

Leider stellt sich heraus, dass Claudia mit der Kombination aus Höhe und Anstrengung nicht so gut klar kommt, sie hat starke Kopfschmerzen und ihr ist übel. Als sich nach zwei Stunden die Symptome eher verstärken als verbessern, beschließen wir zurück nach Baños zu fahren, die Stadt liegt 900 Höhenmeter tiefer.

Leider bedeutet das einen sehr abrupten Abschied von Manja und Markus. Eigentlich sollten sich unsere Wege erst morgen trennen – Manja und Markus fahren an die Küste, wir holen am Montag den Van ab in Quito…. Wir kommen leider nicht dazu, den mitgebrachten Schnaps als Remshalden zu trinken, den wir uns für den letzten Abend aufgehoben haben. Wir sind alle sehr traurig, dass unsere tolle gemeinsame Zeit zu Ende geht und werden Manja und Markus auf jeden Fall vermissen 🙁

Die Besitzerin des Hotel Rincon Aleman, die selbst etliche Jahre in Bayern gelegt hat, gibt Claudia noch eine “energetische Auffrischung” – man muss halt daran glauben, aber es hat etwas gewirkt ?

In Baños angekommen, checken wir im Hotel “Balcon del Cielo” ein, mit Blick in das Tal und Flussrauschen. Es zeigt sich schnell, dass der Umzug genau das Richtige ichtig war, Claudia geht es schon wesentlich besser und die Pizza schmeckt, auch wenn sie schon kalt ist.

Wir haben auf jeden Fall gelernt, dass wir es ein bisschen langsamer angehen lassen sollten, besonders was das Akklimatisieren bei uns unbekannten Höhen angeht.