3.7 Unfreiwillige Planänderung

Auf heute haben wir uns schon lange gefreut: auf nach Galapagos! Nachdem alle die Genehmigungen für die Galapagos hatten und eine kuriose Gepäck-Kontrolle durchlaufen mussten, haben wir uns in die Check -in Schlage unserer Fluggesellschaft angestellt. Wir haben uns schon gefreut, wir kamen schnell dran!

Dann aber die böse Überraschung: trotz einer Bochungsnummer und der Check- in Aufforderung per E-Mail, waren die Flüge nicht bezahlt und es gab wohl ein Problem mit der Kreditkarte. Also hatten wir keine Flüge und das Flugzeug war sowieso schon voll. Der neue Flug, für morgen, sollte auch 100 Dollar teurer werden. Wir haben etwas rum diskutiert und letztendlich den Flug morgen für den gleichen Preis bekommen. Trotzdem haben wir einen finanziellen Verlust, denn wir mussten das Taxi in die Innenstaat von Quito bezahlen (und morgen zurück…) und die heutige Übernachtung auf den Galapagos vielleicht auch , das werden wir vor Ort erfahren. Ob ich morgen fliegen kann, mal schauen… Mein Ticket ist auf den Namen Gerhardt Negara (mein Mädchenname) ausgestellt aber ich kriege kein anderes. Es wird kein Problem sein, wurde uns zig mal versichert.

Also sind wir nach in Quito und machten das Beste daraus. Die Mitarbeiter in unserem Hotel (San Marcos Cultural and Guesthouse, ca. 20 Euro pro Nacht) waren sehr nett und wir durften sogar schon um 10 Uhr einchecken und haben ein leckeres Frühstück bekommen! Und wurde auch ein super gut ausstehender und riechender frisch gepresster Saft hingestellt.

Da erinnerte ich mich an die allererste Regel: niemals Leitungswasser trinken. Unsere Sitznachbarninnen, Freundinnen aus Uruguay, haben den Saft sofort getrunken und auch Flo meinte er wird alles probieren bis es ihn eben erwischt… Markus hat auch seinen Saft getrunken während ich und Manja neidisch auf diesen Saft gestarrt haben. Ich habe dann mit meinem gebrochenen Spanisch gefragt, ob auch Wasser in dem Saft sei. Und die Dame “un poco”. Na ja, dann meinte Manja, es könnte ja Flaschenwasser sein. Ich am googeln was Leitungswasser heißt, der Dame gezeigt und sie meinte, ja, es sei zwar Leitungswasser aber das Leitungswasser sei sehr gut! An diesem Punkt war uns klar, den Saft können wir nicht trinken und auch Flo und Markus hatten etwas Sorgen, ob sie nicht doch zu mutig waren.

Wir haben nach dem Frühstück gleich eine Flasche Schnaps gekauft- das ist jetzt Flos Strategie: nach jedem Essen ein wenig Schnaps, tötet alle Bakterien. Gestern hat er auch eine Cola mit Eis getrunken und ist nichts passiert! Wahrscheinlich hätten wir den Saft ruhig trinken können aber wir wollen morgen wirklich gerne auf die Galapagos. Jedenfalls, hier gibt’s auch einen lustigen Hund, mit dem sogar ich Spaß hatte?

Danach hatten wir eine interessante Führung durch die Altstadt von Quito und sind nachmittags auf eigene Faust nochmal hingegangen. Es gibt sehr viele prunkvolle Kirchen voller vergoldeter Verzierungen. Viele Kirchen wurden auf die ehemaligen Inka-Tempeln gesetzt und man hat für den Bau der Kirchen auch die Steine der inka-Tempel gekommen. Nichtsdestotrotz haben die Inka es geschafft ihre Symbole wie eine Sonne oder Mond in die Kirchen zu integrieren.

Ich bin für 5 Dollar alleine in die Kirche die mit dem meisten Gold gegangen wo im Grunde alles vergoldet ist: “La compagnia de Jésus” und wollte unter anderem für unsere Reise eine Kerze anzünden, vielleicht hört die Pechsträhne ja auf. Meine erste Kerze für meine Schwester ging sofort an aber die für unser Reiseglück nicht. Das gibt’s doch nicht! Ich wollte nicht aufgeben, also nochmal probiert. Es waren LED Kerzen, die angingen, wenn man das Geld reingeschmissen hat. Ich habe es ein zweites Mal mit einer anderen Kerze versucht, ging auch nicht. Dann habe ich einen Mitarbeiter angesprochen, der die ganze Anlage aus- und anmachte und dann flackerte die Reiseglückerze ganz, ganz leicht auf, eine kleine Erleichterung, immerhin… Die Kerze für meine Schwester war aber durch das Ein- und Ausschalten wieder ausgegangen. Also musste ich die nochmal anzünden, die Geburt ist schließlich wichtiger als meine Reise und dann war mein Kleingeld auch schon alle. Als ich wieder draußen war, meinte Manja, ich soll das mit der Kerzen in einer anderen Kirche probieren, mit Flo zusammen, so als Ausgleich. Flo und ich sind in dann in die größte Kirche Quitos, an der Plaza de San Francisco und dann hat es auf Anhieb geklappt?. Wir mussten das eben gemeinsam machen mit der Kerze und eine zu prunkvolle Kirche passt nun mal nicht zu uns und unserer Reise, kein Wunder, dass die erste Kerze nicht anging ?…

Kirche an der Plaza de San Francisco

Wir hoffen wir kommen morgen auf die Galapagos! Wenn das klappt, treffen wir vielleicht auch die Schweizer von denen wir unseren Van kaufen. Ende gut, alles gut!

PS: bezüglich meines Gepäcks hat sich noch nichts getan, ich kann endlich morgen bei der Fluggesellschaft anrufen.

Tag 2: endlich in Ecuador! Aber… wo ist das Gepäck?

Die Freude endlich in Ecuador angekommen zu sein, wird leider sehr getrübt durch die hartnäckige Abwesenheit von Claudias Gepäck auf den Fließband.

Die Dame am Schalter für vermisstes Gepäck ist zwar sehr verständnisvoll und hilfsbereit, füllt das Formular aber leider teilweise falsch aus, z.B. ist der rote Rucksack im schwarzen Transportsack eher ein schwarzes aus ein rotes Gepäckstück und die Hotels in denen wir in nächster Zeit zu erreichen sind kommen auch durcheinander. Die Sprachbarriere spielt hier aber auch eine große Rolle und wir zeigen uns gegenseitig unsere Handydisplays mit Google Übersetzer…

Bei der Kontaktnummer von aireuropa geht erst die ganze Zeit keiner ran und dann kommt irgendwann nur noch die Ansage, dass man doch bitte innerhalb der Geschäftszeiten von Montag bis Freitag anrufen soll. Also wird sich die nächsten zwei Tage hier nichts tun.

Wir sind trotzdem ganz guter Dinge denn die ganzen Brillen und Ersatzbrillen sind im Handgepäck und im Rucksack ist überwiegend Kleidung. Wirklich wichtige Dinge wie die ganzen Medikamente oder Technik waren im anderen Rucksack.

Zum Glück gibt es nicht weit von der Unterkunft eine riesen Shopping Mall und wir probieren zum ersten Mal Uber aus, was auch super klappt. Dort bekommt Claudia eine Basisausstattung, die vermutlich für die Galapagos Inseln ausreicht. Wir hoffen, dass der Rucksack noch auftaucht, in ihm ist die mühsam zusammengesuchte Ausrüstung zum Wandern.

Das erste Mal Enchiladas

Wie kehren zurück ins Hotel und treffen dort auf Manja und Markus, die auch schon lange unterwegs sind. Bei einem Bier auf der Terrasse des Hoteldaches mit Blick auf die Anden sickert es so langsam in unsere Köpfe: wir sind tatsächlich in Ecuador! Dann gehen wir zu viert noch schnell was essen und fallen ziemlich erschöpft ins Bett, die lange Anreise mit wenig Schlaf, der Jetlag, die Probleme mit denen wir uns auseinandersetzen mussten und vielleicht auch die Höhe von 2800 Metern haben uns ziemlich ausgelaugt und morgen früh geht ja schon der Flieger auf die Galápagos.

Wir haben übrigens in der Nähe des Flughafens übernachtet, da wir nicht wussten, ob die Streiks vorbei sein werden bis wir in Ecuador ankommen. Es hieß Hotel Residencial El Viajero und es hat ca. 30 Euro pro Nacht gekostet. In Ecuador bezahlt man mit US Dollar, der Kurs ist fast 1:1.

Travelling in a globalized world

Wie man es schafft von Deutschland aus einen Campervan mit chilenischem Kennzeichen von einem schweizer Pärchen mit Übergabe in Ecuador zu kaufen, darüber kann Flo mal ein Buch schreiben… Hier die Kurzversion von was ist mitbekommen habe:

Flo hat sich erstmal in vielen Facebookgruppen angemeldet, es gibt auch ein Panamericana -Forum und WhatsAppgruppen, in denen Touris ihren Van am andere Touris verkaufen. Am einfachsten ist es von Touristen zu kaufen und die meisten solcher Vans haben europäische oder noch besser amerikanische oder chilenische Kennzeichen. In Ecuador selbst wäre es verboten ein Auto zu kaufen. Es geht zwar so halb legal aber nur der Halter und nicht der Besitzer wird übertragen, alles etwas kompliziert. Am besten man startet in Chile wenn man so etwas machen möchte aber die Flüge nach Ecuador waren schon gebucht….

Man kann aber aus der Ferne mit Hilfe von 2 Organisationen (Alex Smith für amerikanische Kennzeichen oder Suzi Santiago für chilenische) das Auto in den jeweiligen Ländern auf sich anmelden wenn der Vorbesitzer auch damit einverstanden ist. Eine große Schwierigkeit bestand auch darin, zu prüfen, dass die Papiere des Fahrzeugs in Ordnung sind, da viele Touristen ihre Vans aufgrund von Corona dort gelassen hatten, sich nicht weiter darum gekümmert haben, diese Fahrzeuge nun illegal in den Ländern sind und irgendwo abgestellt und jetzt verkauft werden sollen. Mit Sprüchen wie “in Südamerika wird es schon klappen an der Grenze, da ist alles nicht so streng” oder ‘dann fälscht man halt die Papiere, machen hier alle so” wollten wir uns nicht zufrieden geben.

Irgendwann Anfang Mai gab es die ersten Camper, die in dem gewünschten Zeitraum verfügbar waren. Für Ecuador gab es genau ein solches Fahrzeug und angeblich schon etliche Interessenten… Daher musste es sehr schnell gehen und wir hatten keine Zeit zum Verhandeln. Der Van hat erstmal unser Budget gesprengt, aber wie war es nochmal mit “mit Mitte 40 müssen wir auf diese Reise nicht mehr jeden Cent umdrehen? ” ? Der Van ist hoffentlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort, dann war das auch egal, dass er etwas teurer war, wir verkaufen ihn teuer wieder , so ist der Plan ? bin gespannt…

Wir hatten also kurz Kontakt zu den Schweizern aufgenommen und ihren Blog gelesen. Sie hatten uns in einem Video das Auto gezeigt und uns in dem Video mit Namen angesprochen. Es war jetzt keine Computerstimme, die zig Touristen das gleiche Fahrzeug anbietet (wobei ich kürzlich gelesen habe, dass man selbst in Videokonferenzen richtig reingelegt werden kann und man den Gegenüber bitten muss sich an der Nase zu kratzen, das würde die künstliche Intelligenz nicht hinbekommen. Egal, ist ein anderes Thema ?). Jedenfalls haben wir entschieden, dass die Schweizer echt sind und den Van selbst in Chile bei Suzi Santiago gekauft haben und umgebaut. Wir haben ihnen als Sicherheit die Hälfte der Summe überweisen und dann ging es los mit den Formalitäten.

Die Schweizer mussten in Bolivien auf die Botschaft, Flo musste 2 mal nach Frankfurt auf die Botschaft, es mussten für 80 Euro pro Brief einige Expressbriefe zwischen Chile und Deutschland geschickt werden… Trotzdem klappte alles echt super. Suzi Santiago ist total zuverlässig und hat alles schnell erledigt. Nur jetzt zum Schluss wurde alles noch recht spannend. Normalerweise ging es “Deutschland – Spanien -Chile”, in 2 Tagen hat der Brief den Empfänger erreicht. Suzi hat den Brief letzten Donnerstag zur Post gebracht und dann kam er nach Panama, dann in die USA, wo er gefühlt 10 mal – ok, waren nur 3 aber fühlte sich mehr an – zwischen Miami und Cincinnati rumgeflogen und sortiert wurde (WTF…) und Flo 5 Nächte nicht schlafen konnte, weil er ständig diesen Brief getrackt hat (schon praktisch:-) ). Als der Brief kam, hat er sich erstmal hingelegt, um 5 Nächte Schlaf nachzuholen und ich hatte irgendwie auch wenig Motivation weiter zu putzen, mich hatten Leute angeschrieben wie wir das gemacht hatten und dann wollte ich ja auch antworten ?.

Aber die Mieter kommen bald, wir machen mal weiter… Ich sehe schon, in 2 Stunden wird einfach nur noch alles in Kisten gestopft und nicht mehr ordentlich zusammengefaltet…

Morgen muss ich nur noch Thrombosestrümpfe kaufen – das steht auf keiner Weltreisepackliste der ganzen 20 jährigen und dann kann’s losgehen ?

Am 01.07 ist es soweit!

Als wir über ein Sabbatjahr nachgedacht hatten, war unser Sohn höchstens 8 und unsere Tochter 12 und wir jung und vital. Wir hatten noch nie eine Pause, immer studiert oder gearbeitet, auch keine Elternzeit genommen und wollen auch mal eine Auszeit. Wir dachten damals, mit Mitte 40 werden wir zwar total alt sein aber lieber mit Mitte 40 als erst in Rente – dann natürlich auch nochmal?.

Sicherlich, in den letzten 10 Jahren sind einige Wehwehchen dazugekommen und wir werden nicht alles was wir damals geplant hatten erwandern können. Wir wollten 9 Tage den O-Track in Torres del Paine machen, aber den traue ich mir nicht mehr zu. Dann wird es eben der kürzere, 5tägige W-Track – hoffentlich. Und im September werden wir ja sehen, ob wir für den Inka -Trail fit genug sind oder nicht?.

Dafür haben wir keine Geldsorgen und können uns einen Camper kaufen oder in NZ einen mieten und wir sind stolz wie selbstständig unsere Kinder geworden sind! Lisa zieht nach Berlin, Basti macht seine Ausbildung in Karlsruhe und wir müssen uns keine Sorgen um sie machen.

Wir sind nun voller Vorfreude und so langsam sickert es bei uns ein, dass es nun tatsächlich soweit ist. Wir werden bestimmt unsere Kinder, Freunde und Familie sehr vermissen, aber in unserer digitalen Welt ist man ja letztendlich doch recht nah?. Also am 1.7.22 geht’s los nach Ecuador und den Galapagos und zusammen mit unseren Freunden Manja und Markus entdecken wir Ecuador. Um den 25.7 rum übernehmen wir den Camper von einem schweizer Pärchen (die Autopapiere werden hoffentlich morgen noch ankommen…) und fahren mit dem Camper die Panamericana runter bis Feuerland. Basti besucht uns vielleicht Anfang August für 2 Wochen in Peru, mal schauen.

Am 10.1.23 geht’s von Chile nach Neuseeland, dort mit dem Camper 2.5 Monate Neuseeland erkunden. Wir haben tatsächlich noch zwei Plätze für die Hütten auf dem Mildford Track buchen können und freuen uns sehr darauf. Am 1.4 geht’s weiter nach Australien – wir freuen uns soo auf unsere Freundinnen Conny und Johanna und ihren Familien- und zum Schluss fahren wir vielleicht noch für 4 Wochen nach Japan bis ca 15.7.23.

Das ist zumindest der Plan, mal schauen was daraus wird!

Jetzt müssen wir erstmal 2 Tage noch alles für unsere Zwischenmieter fertig putzen, Rucksäcke packen und zittern, ob die Autopapiere rechtzeitig kommen. Aber bei den vielen Glückwünsche und den Schutzengel wird das bestimmt klappen, wir sind optimistisch!