“So schnell es geht nach Puerto Montt” war die Devise der letzten Tage. Wir möchten die berühmte Carrera Austral zwischen Puerto Montt und Villa O’Higgins fahren und uns auf dieser Route möglichst wenig hetzen. Bis dahin liegen allerdings noch über 2000 km vor uns.

Am 3.12 müssen wir allerdings schon in Puerto Natales sein, weitere 1600 km südlich von Puerto Montt, da fängt unser gebuchter ” Torres del Paine” Hike an. Das ist der Nachteil, wenn man im Voraus buchen muss, man muss sich schon etwas hetzen, um es rechtzeitig zu schaffen. Das Wetter soll wohl auch nicht ganz so toll sein in den nächsten Tagen aber das hat man nun mal auch nicht in der Hand und angeblich darf man sich in Patagonien nicht auf die Wettervorhersage verlassen 🙂.

Auf der anderen Seite, wenn man nicht im Voraus bucht, kann man die Wanderung nicht mehr so machen wie wir sie gerne hätten. Ich wollte auch umbuchen aber es ist schon vieles ausgebucht in Torres del Paine. Also hetzen wir uns eben ein wenig.

Unter anderem bedeutet “Hetzen” auch “Teuer” denn wir wollen 2-3 Tage sparen und sind nicht auf der argentinischen Seite nach Puerto Montt gefahren, sondern auf der chilenischen Seite. Teuer deswegen, weil ein Litter Benzin in Chile 1,50 Euro und in Argentinien 50 Cent kostet. Das sind mehrere hundert Euro Unterschied bei den über 2700 km die wir schon auf chilenischer Seite fahren anstatt auf der argentinischen. Wir haben immer wieder überlegt, was uns wichtiger ist “Zeit” oder “Geld” und uns dann für “Zeit” entscheiden. Zudem ist es wegen den Autopapieren sowieso besser in Chile zu blieben. Hoffentlich zahlt sich das aus und die Carrera Austral ist schön und das Wetter nicht allzu schlecht. Morgen beginnen wir also damit. Aber jetzt ein kleiner Rückblick der letzten Tage.


6.11 Natürlich waren wir nicht nur in Auto die letzten Tage. Wir haben uns die wunderschöne blühende Wüste angeschaut, sind durch den Nationalpark Llanos de Challe gefahren und haben an schönen Stränden gehalten. Die Wüste blüht alle paar Jahre und dieses Jahr hatten wir Glück. Es war wirklich schön die ganzen Blumenfelder zu sehen und das Wetter spielte auch mit. Abends haben wir einen wunderschönen Platz in einem Campingplatz in Punta de Choros direkt am Meer bekommen. Wir sind mit Meeresrauschen eingeschlafen und wieder aufgewacht, sehr toll.


7.11 Am nächsten Morgen haben wir versucht eine Bootstour zu den Inseln des Nationalparks “Reserva National Pinguino de Humboldt” : Chanaral, Choros und Damas zu bekommen. Da leider wenige Touristen unterwegs waren, hat es einige Stunden gedauert, bis sich genügend Mitreisende gefunden haben. Das Warten hat sich aber gelohnt und auch wenn wir auf dieser Reise schon öfter Pinguine gesehen haben, ich fand sie genauso süß wie das erste Mal – genauso die Robben, wir haben etliche Babyrobben gesehen…


Unser nächster Stopp war die Stadt “La Serena”. Der Strand war wirklich schön und breit aber die Innenstaat war nicht so interessant – oder wir haben den interessanten Teil nicht entdeckt. Jedenfalls haben wir unsere Lebensmittelvorräte aufgefüllt, sind anschließend am Strand spazieren gegangen und haben uns einen sehr schönen Campingplatz ausgesucht. Das Meer war zwar ein wenig weiter weg aber man hörte es trotzdem ein wenig.

Unser schöner Campingplatz, jede Parzelle hatte ihre eigene Toilette

8.11 Bei wunderschönem Wetter haben wir einen Abstecher in die Valle de Elqui gemacht und uns eine Pisco Destillerie angeschaut. Pisco ist destillierter  Wein, der hier in Chile ca. 45% hat, anders als in Peru, wo er ca. 70% hat. Wir haben blühende Weinreben gesehen, über verschiedenen Traubensorten gesprochen und den kompletten Herstellungsprozess kennengelernt: von der Ernte, zur Vergärung, zur Destillierung, zur Reifung. Natürlich gab es auch eine Verkostung. Der Klassiker “Pisco Sour” hat uns am besten geschmeckt, also haben wir uns eine fertig gemixte Flasche für einen besonderen Anlass gekauft 🍸


Nach einigen Zwischenstopps an schönen Stränden sind wir auf einem Campingplatz nördlich von Santiago de Chile angekommen. Momentan ist noch Nebensaison und da wir nicht wissen, ob Touren angeboten werden oder Campingplätze geöffnet sind, rufe ich meistens an oder nehme schon vorher Kontakt per WhatsApp auf. Bei dem heutigen Campingplatz war die Kommunikation etwas schwierig, die Frau hat zig Sachen erzählt die ich alle nicht verstanden habe, so dass ich einfach irgendwann gefragt habe “es possible o no es possible de campar?” (Bestimmt auch grammatikalisch falsch, aber ich komme einigermaßen zurecht:-)). Ihr “si” habe ich verstanden und so sind wir zu der vereinbarten Uhrzeit hingefahren. Es stellte sich heraus, dass sie extra für uns gekommen ist, denn der Campingplatz war eigentlich zu. Ein Nachtwächter war allerdings auch noch da und irgendwann kam noch ein deutsches Pärchen mit ihrem Camper. Die anderen Deutschen hatten eine Feuerschale und Holz und so teilten wir Wein und Essen und verbrachten einen tollen Abend alleine auf diesem Campingplatz an einem Fluss.


9.11 Pünktlich um 9 waren wir bei der Firma Suzi Santiago in Santiago de Chile. Diese Firma hat uns bereits mit den Papieren beim Kauf geholfen und wird uns auch mit dem Verkauf helfen. Zudem muss unser Auto von “Minivan” auf “Casa Rodante” umgeschrieben werden. Wir haben vom Noam, dem Chef der Firma erfahren, dass unser Campervan auch seit 2018 eigentlich als “gelb” eingetragen ist. Wir dachten wir hätten ein Papier dabei, wo die letzte Änderung von ” gelb” auf “weiß ” eingetragen war. Immer als wir die letzten Monate von Polizisten oder Grenzbeamten nach der Farbe gefragt wurden, haben wir dieses Papier vorgezeigt und man hat uns immer in Ruhe gelassen. Umso erstaunter waren wir zu erfahren, dass auf dem Papier nicht steht, wie angenommen, dass die Farbe von “gelb” auf ” weiß” geändert wurde, sondern von “weiß” auf ” gelb”. Das Auto ist momentan weiß, war früher gelb und gaaanz früher weiß. Die letzte Änderung ist also doch nicht vermerkt worden. Komisch, dass die Polizisten alle unser Papier akzeptiert haben, vielleicht weil wir es so überzeugend vorgezeigt haben als wir danach gefragt wurden. Glück gehabt :-).

Jedenfalls hat uns Noam aufgeschrieben wo wir hingehen und was wir sagen müssen, um die Änderung der Farbe und des Fahrzeugtyps einzutragen und wir waren ganz positiv gestimmt. Beim ersten Bürgeramt wurde uns allerdings gesagt, dass wir zu einem anderen Bürgeramt gehen müssen und uns online einen Termin machen müssten. Tja, mit dem Online-Termin ist es so eine Sache: wir brauchen eine Identifikationsnummer, um einen Termin zu bekommen und es gab in ganz Santiago nur noch 1 Amt das vor dem Wochenende freie Termine hatte. Also haben wir mehrere Stunden damit verbracht in Santiago von A nach B zu fahren und verschiedene, kleine Bürgerämter auszuprobieren, die uns auch ohne Termin diese Änderung durchführen aber keine Chance. Also sind wir wieder zu Noam gegangen und haben ihm das Problem geschildert. Er sagte, wir könnten ihm eine Vollmacht geben und er versucht das zu regeln und hat uns für den nächsten Tag einen Termin beim Notar gegeben. Den restlichen Tag haben wir mit Shoppen beim Decathlon verbracht und mit Köttbular – Essen beim Ikea. Da wir in der Stadt nicht Campen konnten, mussten wir in einem Hotel übernachten, in Chile das erste Mal.

Köttbular bei Ikea

10.11 Wieder sind wir quer durch die Stadt gefahren, verfahren und irgendwann waren wir überpünktlich beim Notar. Gegenüber vom Notar war auch noch eine Augenklinik, also haben wir spontan die Chance genutzt Flos Augen nochmal checken zu lassen – alles einigermaßen in Ordnung und er hat weitere Tropfen bekommen. Dann nochmal zu Noam, Vollmacht übergeben, nochmal zu einem kleinen Bürgeramt das auf den Weg lag (keine Chance ohne Termin), Vorräte aufgefüllt und dann ab in den Süden. Die Nacht haben wir – umsonst – an einer schicken Tankstelle verbracht. Wir sind gespannt, ob Noam unser Problem regeln wird…

Flo nochmal beim Augenarzt

11.11 Heute morgen haben wir uns den schönen Wasserfall Saltos del Leja angeschaut und dann wollten wir eigentlich im Nationalpark Conguillio wandern. Als ich dort anrufen habe, wurde mir gesagt, dass die Parkranger streiken würden und der Park daher geschlossen sei. Also sind wir gleich zu unserem nächsten Ziel “Villarica und Pucon” gefahren. Im Nationalpark (auch geschlossen) könnte man einen Vulkan besteigen, was wohl sehr anstrengend sein soll. Da das Wetter sowieso eher bescheiden war und es 100 Euro pro Person kostet, haben wir uns gegen die Besteigung entschlossen (wäre aufgrund des Streikes sowieso nicht gegangen). Die ganze Gegend war wirklich schön und wir haben uns den schönen See Villarica und die Kleinstadt Pucon und Villarica kurz angeschaut. Doch irgendwie hat uns das zu sehr an Österreich erinnert und da wir etwas Zeitdruck haben, wollten wir in etwas abgelegene Gegenden fahren, sind nach einigen Stunden dann doch weitergefahren  und haben auf einer Tankstelle übernachtet. Der Abstecher war ganz nett, aber es hat sich nicht wirklich gelohnt, in Österreich ist es ähnlich schön:-).

Wie in Österreich, wir sind also recht schnell weiter, das können wir auch zu Hause haben
Wir übernachten bei einer Tankstelle:-)