Ein kleiner Kulturschock ist der Wechsel von Japan nach Indonesien auf jeden Fall schon.
Bei der Ankunft am Flughafen gibt es schon die ersten unangenehme Erfahrung. Da sich die Visabedingungen geändert haben, brauchen wir jetzt doch ein Visa, das kann man sich aber bei der Ankunft kaufen. Wir stehen erstmal in der falschen Reihe und werden von den Beamten zurückgeschickt. Auf dem Weg zum richtigen Schalter hält uns ein Polizist auf und fragt, warum wir zurück gehen. Wir erklären es kurz, er will unsere Pässe sehen. Er sagt wie brauchen ein Visa, wir sagen ja, wir sind auf den Weg dahin, er sagt dafür brauchen wir Rupien, ob wir den welche hätten und da ist uns schon klar: der will uns abzocken. Mitten am Flughafen, umgeben von den ganzen Kollegen. Wir haben natürlich keine Rupien, die wollen wir ja am Automaten abheben, hier gibt es aber noch keinen Automaten. Wir haben aber Yen und Dollar. Er könnte uns “helfen” und Geld tauschen, damit wir das Visa bezahlen können. Was er nicht weiß: wir haben Erfahrung mit solchen Polizisten 😉. Wir bestehen weiter darauf, das am Schalter zu machen, irgendwann gibt er auf und gibt uns die Pässe zurück, schickt uns aber nochmal zu dem Schalter an den wir schon waren, der schickt uns wieder zu dem richtigen Schalter und dort können wir, wer hätte es gedacht, die umgerechnet 6€ pro Person sogar mit Yen bezahlen…
Als wir endlich draußen sind, kaufen wir uns noch zwei SIM Karten und suchen ein Taxi. Die empfohlene Taxigesellschaft ist BlueBird und nach kurzer Verhandlung (trotzdem überteuert, wir haben aber keine Lust mehr wegen ein paar Euro lange zu diskutieren) fahren wir in die Innenstadt Jakartas.
Die Fahrt dauert lange und Jakarta präsentiert sich wie andere asiatische Innenstädte: hektisch, laut und chaotisch. Die Straßen sind gesäumt von kleinen Verkaufsbuden, hauptsächlich Lebensmittel. Da es kein fließendes Wasser gibt in den Ständen, frage ich mich, wie sauber das Geschirr sein kann. Um uns herum sind viele Motorräder, die einzige Art in diesem Chaos halbwegs schnell voranzukommen, die Autos stehen im Stau oder fahren kleine Seitengassen.
Unser Hotel ist offensichtlich für westliche Touristen gemacht: Es ist kühl, sauber, das Personal ist sehr freundlich und spricht super Englisch.
Im Hotelzimmer überlegen wir uns, ob wir doch reisemüde sind oder uns der krasse Wechsel von Japan nach Indonesien schockiert hat: wir haben beide keine große Lust durch die Straßen zu schlendern. Es ist eh schon etwas spät und so essen wir sehr lecker im Restaurant des Hotels und gehen schlafen. Morgen ist ja auch noch ein Tag.
28.06.
Wir haben nur kurz Zeit uns heute die Stadt anschauen, da wir schon bald weiterfliegen und so buchen wir einfach eine Halbtagestour im Hotel. Indonesien ist hauptsächlich muslimisch und morgen ist Opferfest. Heute und morgen sind also gesetzliche Feiertage, viele Sachen haben geschlossen, auch in der größten Moschee Südostasiens sind heute keine Besucher erlaubt.
Für die private Tour bekommen wir einen eigenen Fahrer und einen englischsprachigen Führer und wir klappern die Kathedrale, einen Mark mit antikem Zeugs, Chinatown und den Hafen ab.
Zuerst geht es aber zum Unabhängigkeitsdenkmal, seit 1945 ist Indonesien unabhängig. Die letzten Besatzer waren die Japaner, vorher 350 Jahre die Holländer. Die Briten waren auch mal 5 Jahre da, die Portugiesen 4. Nach den Atombomben hat sich Japan den Alliierten ergeben und sich militärisch aus Indonesien zurückgezogen, woraufhin sich Indonesien als unabhängig erklärt hat.
Nach dem supersauberen Japan sticht uns der allgegenwärtige Müll in Jakarta vielleicht besonders ins Auge. In Chinatown gibt es einen Markt, die Leute schlafen an ihren Stand auf Holzbrettern, kleine Kanäle voller Müll verlaufen zwischen den Stränden und es stinkt, teilweise echt fürchterlich. Es gibt viele exotische Früchte, frisches Gemüse, das eigentlich ziemlich appetitlich aussieht, und Küchenutensilien zu kaufen. Dazwischen lebende Frösche, mit einer Schnur zu einem Bündel zusammengebunden und in Eimern schwimmen Schildkröten. Beides wird gerne von den Chinesen hier gegessen. Mit der allgegenwärtigen Armut und Bettlern wurden wir seit Monaten nicht mehr konfrontiert und sie kommt uns ganz schön krass vor. So ist Claudia umso mehr erstaunt, dass wir damals mit unseren Kindern drei Mal Südostasienurlaub gewagt haben😁.
Die riesige gotische Kathedrale hat zwei Besonderheiten: es gibt Weihwasser im Spender für Desinfektionsmittel und einen Fotospot mit dem Papst.
Die Moschee liegt direkt gegenüber der Kathedrale und ist angeblich die größte in Südostasien. Leider ist sie heute und morgen wegen des Opferfestes für Besucher geschlossen, sonst kann man sogar Führungen machen. Wir kommen in ein paar Tagen zurück nach Jakarta und nehmen uns vor die Moschee zu besichtigen, weil man sonst selten die Gelegenheit hat eine von innen zu sehen.
Der Hafen, erbaut von den damals niederländischen Besatzern ist kein Containerhafen (der ist anderswo) sondern die hier liegenden Schiffe fahren die 16000 indonesischen Inseln an, mit allem was benötigt wird. Die Schiffe sehen nicht so aus, als ob sie starken Stürmen standhalten könnten und sind ziemlich heruntergekommen.
Indonesien ist berühmt für sein Puppenspiel, Wayang genannt. Entweder mit normalen Puppen oder als Schattenspiel. Wir besuchen einen Puppenmacher, der die Augsburger Puppenkiste kennt, eine seiner Puppen ist auch in Augsburg im Museum ausgestellt. Wir lernen, dass die Puppen aus einem besonders leichtem Holz gemacht sind und die Puppen für die Schattenspiele aus Leder, bevorzugt Büffelleder, weil es viel stabiler als Holz ist.
Zum Abschluss gehen wir in ein indonesisches Restaurant, wo wir gegrillten Fisch in süßsauer Sauce und Hühnchenspieße mit Erdnussbutter essen. Das Restaurant macht einen sauberen Eindruck, also trinken wir auch das Kokusnuswasser mit Eiswürfeln. Alles schmeckt köstlich!
Zurück in Hotel packen wir und lassen uns von dem Fahrer der Tour vorher zu einem Hotel am Flughafen fahren. Da die Fahrt lange dauert kommen wir ins Gespräch und er erzählt uns, dass er Stand-Up Comedian ist und jeden Abend einen Auftritt hat. Das Material dafür bekommt er von seiner Familie: sein Vater ist Christ, seine Mutter Muslima, jetzt zum Christentum konvertiert (sie kocht Schweinefleisch, aber isst es nicht), und sein Bruder, ehemaliger Christ, ist jetzt zum Islam konvertiert, was zu vielen lustigen Geschichten führt. Außerdem hat er 8 Hunde und würde gerne eine Hundeauffangstation eröffnen in Jakarta.
Der Reiseleiter Asep ist Moslem und erzählte uns über das sehr harmonische Miteinander der Religionen.. Der Fahrer Obi ist Christ und hat eine ganz andere Perspektive. Er erzählt von Diskriminierung gegenüber der christlichen Minderheit, und dass aus der Moschee ständig über Lautsprecher ertönen würde, dass alle Ungläubigen (Kafir genannt) in die Hölle kämen. Der Präsident muss auch Moslem sein und auch aus Java stammen sagt Obi.
Im Hotel bestellen wir ein Taxi für 2:30 Uhr am nächsten Morgen. Leider lässt sich nicht richtig herausfinden, von welchen Terminal wir aus fliegen, die Informationen im Internet sind widersprüchlich und so wollen wir lieber früh da sein. Wir sind letztendlich viel zu früh da aber besser so als völlig gestresst.
29.05.
Wir landen nach einem kurzen Flug auf Borneo. Unser Hotel liegt sehr abgelegen und so machen wir den ganzen Tag absolut nichts außer im Hotel entspannen. Die wenigen Geschäfte in der Gegend haben auch alle geschlossen wegen des Feiertags. So einen Tag hatten wir, glaube ich, noch gar nicht auf unserer Reise, vielleicht auf Stewart Island als es geregnet hat – wobei wir dort abends noch an einem Pubquiz teilgenommen haben. Es ist zwar ein bisschen ein verlorener Tag, aber so haben wir Zeit für den Blog, dösen ein bisschen und lesen viel.