Also eigentlich wollten wir zur Eröffnung der Saison den klassischen Weg nehmen: zu Station 5 mit dem Bus, bis Station 8 wandern, übernachten, morgens um 3 zur Spitze wandern und dann wieder runter bis zur Station 5. Also haben wir genau das für den 30.06. gebucht, pünktlich am Tag der Öffnung der Strecke

Am 30. soll es aber richtig regnen und danach fliegen wir schon weiter nach Bali. Claudia hat allerdings herausgefunden, dass man den Fuji auch außerhalb der Saison besteigen kann und so wollen wir unser Glück versuchen, wenigstens von Station 5 bis zu Station 6 zu wandern um den Sonnenaufgang über den Wolken zu sehen.

Die Anfahrt

Um den Sonnenaufgang zu sehen muss man um halb 5 auf Station 6 sein. Mit dem Auto kann man bis Station 5 (2305m) fahren, solange noch keine Saison ist. Also beschließen wir an der Station 5 zu übernachten, damit wir morgens um 3 loslaufen können. Was wir nicht wissen: die Straße ist von 20:00 bis 3:00 gesperrt. Als wir um 20:35 Uhr ankommen, verweigert uns der nette Mann leider die Durchfahrt. Kein Bitten und Betteln mit Google-Translate hilft, 20:00 Uhr ist Schluss, keiner kann mehr durch. Wir dürfen aber bei der Sperre übernachten, es gibt sogar eine Toilette.

Der Wecker wird auf 2:45 Uhr gestellt, leider können wir beide aber einfach nicht einschlafen und so sitzen wir um kurz vor drei fertig angezogen und mit gepacktem Rucksack im Auto, damit wir oben keine Zeit verschwenden, sondern direkt loswandern können. Mit uns sind inzwischen etwa 8 Autos in der Reihe.

30 Minuten später kommen wir auf Station 5 an und gehen mit Stirnlampen auf dem Kopf direkt los. Der Fuji zeigt sich sogar ein bisschen, wir befürchten schon den Sonnenaufgang zu verpassen.

Laut den Schildern sind die Wege noch gesperrt, aber sogar auf der offiziellen Webseite gibt es Informationen zur Besteigung außerhalb der Saison. Von den anderen Autofahrern ist keiner mehr zu sehen, wir sind vollkommen alleine unterwegs.

Der Sonnenaufgang

Noch vor Station 6 kommen wir an einer Stelle, vor der aus man den Sonnenaufgang gut sehen kann. Die Wolkendecke unter uns ist wie ein bauschiges, weiches Meer, die Vögel zwitschern und um uns herum ist dunkles Vulkangeröll mit ein paar Pflanzen hier und da. Eine wunderbare, unbeschreibliche Stimmung.

Der Aufstieg

Der Aufstieg ist hart. 1400 Höhenmeter auf nur 6.9 Kilometern, dazu die immer dünner werdende Luft. Der Weg führt meistens über loses Gestein, teilweise muss man ein bisschen über größere Steine klettern. Mit diesen Höhen haben wir schon Erfahrung in Südamerika sammeln können, wir wissen also: langsam machen, viel trinken, tief atmen und Schokolade essen.

Da die Stationen für den Besucherandrang in wenigen Tagen vorbereitet werden, sind einige Toiletten schon geöffnet und wir können sogar nochmal Wasser kaufen, beides super Nachrichten. Insgesamt haben wir zusammen fast 4.5 Liter Wasser getrunken.

Die Wolkendecke kriecht hinter uns den Berg hoch und wir hoffen, dass sie uns nicht überholt. In diesem Fall würden wir vermutlich umdrehen.

Station 8

Bei Station 8 wollten wir ursprünglich übernachten. So machen es viele, damit sie nicht die Strecke von Station 5 zum Gipfel an einem Tag wandern mussen. Die Hütte sieht eigentlich ganz gemütlich aus und es ist bestimmt total schön hier oben den Sonnenaufgang zu sehen.

Das letzte Stück

… ist sehr herausfordernd. Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr. Bei so einem Wetter auf den Fuji zu steigen ist schon ein sehr großes Glück, da kann man nicht aufgeben. Also eben noch ein bisschen langsamer mit noch mehr kleinen Pausen.

Der Gipfel

Irgendwann (nach 7 Stunden) ist es geschafft und wir kommen oben am. Unter uns die Wolken, vor uns der riesige Krater des Fuji. Wir sind überglücklich es geschafft zu haben und diesen Ort besuchen zu können. Ein 360° Bild vom Gipfel gibt es hier.

Der Abstieg

Es ist etwa 11:30 Uhr und wir machen uns an den Abstieg. Nach unten führt eine etwas breitere Straße, allerdings bestehend aus Lavageröll und im Zickzack. Die Kraft in den Beinen hat schon stark nachgelassen, der Schlafmangel und der Aufstieg machen sich bemerkbar und wir rutschen immer wieder aus. Zum Glück haben wir Wanderstöcke dabei, so stürzen wir immerhin nicht. Zwischendurch gehen wir in die Wolken rein und wieder raus, ein schönes Schauspiel.

Zurück auf Station 5

Der Weg wollte kein Ende nehmen, aber irgendwann ist es geschafft: wir sind wieder auf dem Parkplatz angekommen, aber ziemlich am Ende unserer Kräfte.

So müde!

Wir kaufen an der Station noch ein paar Souvenirs und gönnen uns ein Hotel in einem Städtchen in der Nähe. Schon im Sushi-Restaurant sind wir nur noch Zombies und im Hotel fallen wir um 21 Uhr nach immerhin 36 Stunden ohne Schlaf völlig erschöpft ins Bett und schlafen sofort ein. Was für ein Tag! Er wird uns immer in Erinnerung bleiben 😊