Heute ist ein trauriger Tag. Der Besuch im Friedenspark mit dem Friedensmuseum in Hiroshima macht uns sehr betroffen.

Am 6. August 1945 um 8:15 explodierte in 600m über Hiroshima eine Atombombe mit dem Namen “Little Boy”. Es entstand eine kleine Sonne und Temperaturen zwischen 3000-4000 Grad, die im Bruchteil einer Sekunde alles im Umkreis eines Kilometers verbrannte. Die Druckwelle und darauf entstehenden Brände zerstörten den Rest. 140.000 Menschen kamen in der direkter oder indirekter Folge dessen ums Leben bis Ende des Jahres 1945, weitere 200.000 in den Jahren darauf.

Führung durch den Park

Die 70-jährige Keiko arbeitet am Museum als freiwillige Führerin und führt uns durch den Park. Ihre Mutter war zum Zeitpunkt der Bombe Krankenschwester in einer benachbarten Stadt. Viele Verletzte wurden zu ihr Krankenhaus gebracht und so hat auch sie sehr viel Strahlung abbekommen, was vermutlich der Auslöser für mehrere Krebserkrankungen war, sowohl bei der Mutter als auch bei ihr, die etliche Jahre nach dem Krieg geboren ist. Was uns auch überrascht hat, war, dass ihr Vater auch als Kriegsgefangener in Sibirien war, wie viele deutsche Soldaten auch.

Sadako Sasaki

Eine ganz besondere Statue im Park ist die Statue von Sadako Sasaki. Neben der Statue sind viele aus Origami gebastelte Bilder von Kindern ausgestellt.

Sadako Sasaki war ein japanisches Mädchen, das im Jahr 1943 geboren wurde. Sie wurde bekannt für ihre Verbindung zur Geschichte der Atombombe von Hiroshima und ihr Engagement für den Frieden.

Im Alter von zwei Jahren überlebte Sadako die Explosion der Atombombe, die am 6. August 1945 über Hiroshima abgeworfen wurde. Damals lebte sie ca. 6 km vom Hypozentrum entfernt. Obwohl sie anfangs keine sichtbaren Verletzungen hatte, entwickelte sie später Anzeichen der Strahlenkrankheit. Mit elf Jahren wurde sie mit Leukämie diagnostiziert, einer Krankheit, die durch die Auswirkungen der radioaktiven Strahlung verursacht wurde.

Während ihres Krankenhausaufenthalts hörte Sadako die Legende, dass jeder, der tausend Origami-Kraniche faltet, einen Wunsch erfüllt bekommt. Sie begann, Kraniche aus Papier zu falten und hoffte, dass ihr Wunsch nach Gesundheit in Erfüllung gehen würde. Sadako hatte den Wunsch, wieder gesund zu werden und weiterhin fröhlich zu leben.

Während sie im Krankenhaus um ihr Leben kämpfte, konnte Sadako insgesamt nur 644 Kraniche fertigstellen, bevor sie im Oktober 1955 im Alter von 12 Jahren starb. Ihre Geschichte verbreitete sich jedoch weiter und inspirierte viele Menschen weltweit.

Sadakos Geschichte wurde zu einem Symbol für die unschuldigen Opfer des Atombombenabwurfs und des Leidens, das durch Krieg und Atomwaffen verursacht wird. Ihr Leben und ihr Wunsch nach Frieden führten zur Errichtung des Friedensdenkmals des Kinderfriedens in Hiroshima und zur Etablierung des Friedenstags, an dem Menschen aus aller Welt Origami-Kraniche nach Hiroshima schicken, um an Sadako und alle Opfer des Krieges zu erinnern.

Wasser

Wasser ist ein durchgängig Thema. Die verbrannten Leute haben immer wieder nach Wasser verlangt, daher bekommen sie jetzt, an ihrer letzten Ruhestätte, ganz viel Wasser in Form von Brunnen. Um den Brunnen herum liegen Trümmerteile, auf den Brunnen eine Uhr, die auf 8:15 steht, dem Zeitpunkt der Explosion.

Vortrag eines Überlebenden

Es gibt kaum noch Überlebende, aber man hat sich hier ein interessantes Konzept einfallen lassen: ein Überlebender hat mehrere Schüler (Erwachsene), denen er seine Geschichte erzählt. Die machen daraus einen Vortrag, in enger Abstimmung mit ihm. Das Ganze wird noch einem Komitee vorgestellt, um sicherzustellen, dass alles seine Richtigkeit hat. Nach ca 2-3 Jahren Training ist der Schüler zertifiziert diesen Vortrag zu halten und so den Erfahrungsbericht einer Person an Leben zu erhalten. Sie können sich dann certified legacy successor nennen.

Wir hören die Geschichte eines Mannes, der, als er 19 Jahre alt war, sehr nah am Ground Zero (die Stelle an Boden über der die Bombe explodierte) war, aber durch glückliche Zufälle unverletzt blieb. Seine Schilderungen, was er in den folgenden Stunden draußen erlebt hat, wie er Kinder und Erwachsene, die schlimme Verbrennungen hatten, in den Tod begleitet hat und die Verzweiflung von Menschen, deren Angehörige vor ihren Augen gestorben sind, haben uns tief erschüttert.

Er selber wurde über 90 Jahre alt und ist 2022 gestorben.

Park

Im Park gibt es viele Gedenksteine, Mahnmale und auch Grabhügel in denen die Asche der Menschen liegt, die nicht mehr identifiziert werden konnten. Zudem brennt seit 1964 eine Flamme, die erst erlischt wenn es keine Atomwaffen mehr auf der Welt gibt. Es gibt auch viele betende Statuen und im Allgemeinen viele Friedenssymbole


Im Museum wird auch noch die Vorgeschichte und der aktuelle Stand der Atomwaffen beleuchtet, alles ziemlich erschreckend. Die neuen Wasserstoffbomben sind über 600 mal stärker als die Bombe, die über Hiroshima angeworfen wurde, unvorstellbar was passiert wenn diese Bombe zum Einsatz kommt.

Japan gibt USA keinerlei Schuld an dieser Katastrophe und alle Reiseleiter haben betont, wie viel Leid die Japaner im Ausland (z.B China) verursacht haben. Allerdings wird auch deutlich, dass die Japaner glauben, die Kapitulation hätte nicht auf diese Weise erzwungen werden müssen und es hätte auch andere diplomatische Wege gegeben. Immer wieder wird erwähnt, dass die USA seit 42 an einer Bombe für Japan geforscht hat und mit dem Abwurf einfach auch die Auswirkungen einer solchen Bombe prüfen wollte (zum Beispiel wurde Hiroshima vorher im Krieg auch nie bombardiert, um die Zerstörungskraft der Bombe besser beobachten zu können), um so die horrenden Entwicklungskosten zu rechtfertigen. Ein weiterer Grund war, dass Russland dabei war sich in den Krieg einzumischen und die USA Russlands Einfluss in der Region begrenzen wollten (und ihre Macht demonstrieren).

Erstaunlich fahren wir auch die Horden von Schulklassen, die hier überall waren. Ich finde das super, auch wenn ich glaube, dass viele noch zu klein waren für die sehr brutalen Geschichten. Man sieht Bilder und Zeichnungen schwer verletzter Menschen deren Kleidung sich ins Fleisch gebrannt hat oder deren Hautfetzen runterhingen. Auch sieht man einen Schatten eines Menschen, der sich ins Stein eingebrannt hat. Der Mensch ist vermutlich sofort verbrannt und die Stelle auf der Steinstreppe wo er saß ist schwarz eingefärbt.

Viele Menschen sind in den Fluss gesprungen, da sie den Flammen entkommen wollen und sind dann dort gestorben. 10 Tage lang wurden die Toten aus dem Fluss geborgen, übereinander gestapelt und verbrannt. Über den Audioguide hören wir Geschichten von Eltern die ihre Kinder versucht haben zu identifizieren, zu reanimieren, in den letzen Stunden zu begleiten usw. Oder die Berichte, wie die durstigen Menschen den radioaktiven schwarzen Regen getrunken haben. Es müssen sich unvorstellbare, dramatische Szenen in der ganzen Gegend abgespielt haben, die Stadt war eigentlich vollständig zerstört.

Was auch sehr traurig war: viele der Helfer kamen selbst mit der Radioaktivität in Berührung und wurden krank oder starben kurze Zeit später.

Besonders im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen in der Welt sind wir nach dem Besuch ziemlich bedrückt und fahren weiter. Ab jetzt geht es wieder Richtung Tokio, unsere Reise mit dem Camper in Japan neigt sich dem Ende zu.