19.9 Nach dem Frühstück auf der Dachterrasse unseres Hotels in Arequipa (bei 5 Übernachtungen das dritte Hotel), liefen wir gespannt zur Werkstatt. Zu unserer Überraschung war das Auto tatsächlich schon fertig. Wir sind sicher, dass wir wieder mal einen saftigen Gringo – Zuschlag zahlen mussten (die Reparatur hat fast 200 Euro gekostet) aber wir waren einfach froh, dass die Lenkstangenmuffe repariert wurde.

So sind wir anschließend zum Colca Canyon weitergefahren und haben die Nacht im Hof eines, leider ziemlich unschönen, Hotels in unserem Van verbracht. Allerdings waren die Besitzer total freundlich und haben uns geholfen, nachdem wir uns (wieder) aus dem Auto ausgesperrt haben. Das Fenster war zum Glück etwas auf, so dass wir relativ schnell und problemlos “einbrechen” konnten?.

Wir hatten auch sehr nette Gespräche heute, zum Beispiel mit drei Französinnen, die auch mit einen Mitschubishi L300 mit chilenischem Kennzeichen rumfahren. Sie haben uns über ihre Schwierigkeiten an der Grenze zu Bolivien erzählt, woraufhin wir uns bemüht haben, die richtigen Papiere zu bekommen. Bisher war das Auto, wie bei den Französinnen, auf den Vorbesitzer zugelassen und wir mussten den notariellen Kaufvertrag und Fahrgenehmigung vorzeigen. Allerdings akzeptieren die Bolivianer angeblich keinen Kaufvertrag mit chilenischem Notar und man müsste zum bolivianischen Konsulat (haben die anderen gemacht). Das wollten wir uns gerne ersparen. Es dauert in der Regel 1-3 Monate ab Kaufdatum bis das Auto offiziell auf den neuen Käufer zugelassen wird. Da wir das Auto im Juni gekauft haben, haben wir uns nach dem Gespräch mit den Französinnen erkundigt, ob die Papiere schon fertig sind. Wir waren sehr froh, dass die richtigen Papiere tatsächlich schon da waren und uns online von der Firma Suzi Santiago aus Chile zugeschickt wurden. Somit erwarten wir keine Probleme an der Grenze, da das Auto uns offiziell gehört.

Abends im Restaurant haben wir uns noch sehr nett mit einem Pärchen aus Deutschland unterhalten und lecker gegessen.

20.9 Um ca. 7:30 Uhr sind wir schon wieder aufgebrochen, um zum “Mirador de Condor” zu fahren. Zwischen 8 Uhr und 10 Uhr soll man dort Kondore sehen, was auch stimmte. Wenn die ersten Sonnenstrahlen den Canyon erwärmen, ist die Zeit für den Kondor gekommen, denn die thermischen Aufwinde helfen ihm, energieeffizient bis zu 7000 Meter hoch zu fliegen. Sie schlagen sehr selten mit den Flügeln und gleiten vielmehr durch die Luft.

Es war ein tolles Naturspektakel diese majestätischen Vögel durch die Luft gleiten zu sehen. Die Flügel haben eine Spannbreite von bis zu 3.5 Metern und nur die männlichen Vögel haben einen weißen Hals/Kamm. Der Andenkondor ist der größte fliegende Vogel der Welt und Aasfresser. Allerdings tragen sie ihre Beute nicht davon sondern fressen sie an Ort und Stelle. Sie sorgen dafür, dass keine Überreste von getöteten Tieren übrig bleiben und sich Krankheiten nicht gut verbreiten können. Der Kondor kann längere Zeit (2 Wochen oder länger) ohne Nahrung auskommen.

Kondore werden ca 40-50 Jahre alt und sie leben monogam. Wenn der Partner stirbt, bringt sich der andere Partner durch einen Sturzflug ebenfalls um. Er fliegt angeblich so hoch hinauf wie möglich und geht in einen Sturzflug über, bei dem er hohe Geschwindigkeiten erreicht. Er beendet sein Leben zerschmettert an einer Bergwand – so zumindest die Legende der südamerikanischen Indios. Ob das stimmt, konnten wir nicht überprüfen ?

Wir haben uns die Vögel jedenfalls viel zu lange angeschaut, haben auch viel zu lange gepackt, so dass wir erst nach 11 Uhr mit der Wanderung gestartet sind. Dann war uns klar, dass wir nicht die längere Strecke über das Dorf San Juan machen können, sondern direkt zur Oase Sangalle wandern müssen

Schon am Anfang unserer Wanderung sahen wir von oben die Oase und dachten uns “das wird ja einfach”. Von wegen?. Wie eine Fata Morgans schien die Oase nicht näher zu kommen! Nach 2 Stunden war sie immer noch zu weit weg und die Mittagssonne schien erbarmungslos auf uns herunter und weit und breit kein Schatten. Aber es war toll während der gesamten Wanderung den schönen Canyon zu sehen, er ist wohl der zweittiefste der Welt, nach Grand Canyon.

Wirklich anstrengend war die Wanderung zum Glück nicht, es ging nur herunter und dank meiner tollen orthopädischen Knieschoner komme ich jeden Berg herunter. Wir kamen gerade noch rechtzeitig an, um ca. 1.5 Stunden im Pool in der Sonne zu entspannen. Irgendwann kamen die ganzen geführten Gruppen an, alle Teilnehmer halb so alt wie wir und dann war die Ruhe vorbei. Wir waren dann doch sehr froh, die kürzere Route genommen zu haben, denn die späteren Ankömmlinge hatten den Pool im Schatten. Solange die Sonne scheint ist es sehr warm, sobald sie weg ist, wird es schlagartig kalt. Heiße Nächte wie oft in Deutschland haben wir schon lange nicht gehabt. Allerdings ist es ja hier immer noch Winter und hoch. Tagsüber ist es warm, T-Shirt – Wetter aber abends wirklich kalt.

Beim Abendessen kam Alpenhüttenstimmung auf. Einige Wanderer waren von Llahuar gekommen und erzählen über die heißen Quellen dort. Da es wenig Lichtverschmutzung gibt, kann man die Sterne sehr schön beobachten, selbst die Milchstraße sieht man. Ich stellte es mir schon schön vor nachts in dem 38 Grad warmen Wasser zu liegen und die Sterne anzuschauen und wir hatten kurz überlegt, auch nach Llahuar zu wandern. Wenn man wieder aus dem Wasser rausgeht und es sind 0 Grad, das ist dann weniger schön. Zudem möchten wir jetzt auch weiter und zum Titicacasee, heiße Quellen hatten wir bereits in Ecuador. Also haben wir uns entschieden, am nächsten Tag wieder die gleiche Strecke zurückzulaufen. Wir haben von vielen gehört – und beim Herunterlaufen ja selbst gesehen – dass sie anstrengend sein soll. Deswegen brechen die geführten Touren schon um 4:30 Uhr auf.

21.9 Wir wollten in Ruhe um 5 frühstücken aber um 5:45 Uhr waren wir ebenfalls unterwegs. Es war schon ein besonderer Moment den Sonnenaufgang im Canyon zu erleben. Die Wanderung an sich war letztendlich gar nicht so schlimm. Die fitten Leute schaffen sie sogar in 2.5-3 Stunden. Wir haben 3.5 Stunden gebraucht und ich war eigentlich zu keinem Zeitpunkt “am Ende”, so wie bei der Wanderung auf die Düne Cerro Blanco vor einigen Wochen. Wir sind nun mal “slow but steady”?.

Wir waren also um 10 Uhr schon wieder beim Auto, und konnten unser Vorhaben, am gleichen Tag zum Titicacasee zu fahren, auch umsetzen. Wir sind noch 9 Stunden Auto gefahren und sind dann abends um 20 Uhr zu einer wenig touristischen Halbinsel angekommen, in dem Ort Llachon.

Unterwegs haben wir noch die Pillone Wasserfälle besuchtigt, die als Tagestour von Arequipa angeboten werden und bei uns quasi auf dem Weg lagen. Der Wasserfall befindet sich auf 4400 Metern und wir haben beim Herunter- und wieder Hochgehen die Höhe ganz schön gemerkt. Wir waren wirklich davon beeindruckt, denn man fährt stundenlang durch eine karge, wüstenähnlichen Landschaft und plötzlich ist dann aus dem Nichts ein Wasserfall, irre. Wir haben eine kleine Rast gemacht und die Einsamkeit genossen und sind dann Richtung Llachon weitergefahren

Unterwegs sind wir auch noch an dieser schönen Lagune vorbeigekommen, hier haben wir auf der Fahrt nach Arequipa schon Rast gemacht

Die Herberge (Homestay) wurde uns von einer belgischen Familie empfohlen, die mit einem Mietwagen unterwegs war. Die meisten Touristen fahren nach Puno und diese Unterkunft ist fast 1.5 Stunden von Puno entfernt und ohne Auto sehr schwer zu erreichen. Dafür ist sie eben wenig touristisch und die Dame des Hauses ist eine ausgezeichnete Köchin, die uns abends um 21 Uhr noch ein sehr leckeres Essen mit Gemüse aus ihrem Garten gezaubert hat. Unsere Unterkunft (Hospedaje y Restaurante Saywa) hat einen wunderschönen Blick auf den Titicacasee und hier werden wir mindestens 2 Nächte bleiben. Sie ist eine wirklich tolle Empfehlung gewesen und auch unglaublich günstig für den tollen Blick und das leckere Essen! Leider ist es nachts sehr kalt aber wir haben sehr warme (aber schwere) Decken.