Nach einer sehr langen und holprigen Fahrt sahen wir den Berg, der das Logo von Paramount Pictures inspiriert hat und einen See, der eine abgefahrene Farbe hat.

Ich dachte ja immer: “Diese Lagunenbilder sind doch alle aus Photoshop, kein See hat so eine Farbe!” Naja, da lag ich wohl falsch.

Wir haben jedenfalls sehr viele Fotos gemacht und hatten einen tollen Tag.

Bis es irgendwann abend wurde und mir plötzlich wieder schlecht wurde. Die Nacht war dann nicht mehr so schön und am nachfolgenden Tag war ich ziemlich erschöpft und hab den ganzen Tag geschlafen. Wir haben uns schon ziemlich gewundert warum ich nach manchen Höhenwanderungen Höhenkrankheitsymptome zeige und nach manchen nicht, zumal es immer heißt “hoch wandern, tief schlafen” und wir ja auf ca 2200m geschlafen haben – und man in der geringen Höhe eigentlich nichts haben sollte…

Na ja, wir haben unser Ziel “Laguna 69” aber noch nicht aufgegeben – waren kurz davor?. Wir haben viel über Höhenkrankheitsymptome gelesen und beschlossen das Ganze gaaaanz langsam angehen zu lassen. Wir sind über 2 Etappen auf 3000 Meter hoch nach Huaraz und haben uns 2 weitere Tage in Huaraz akklimatisiert und quasi “nichts” gemacht. Wir haben ausgiebig die Stadt Huaraz erkundet (viel gibt’s nicht zu sehen), einen Kindergarteumzug gesehen, den Markt, schicke Cafés und uns um unsere Autoversicherung UND Briefmarken gekümmert. Nach über einem Monat haben wir es endlich geschafft Briefmarken zu kaufen und unsere in Ecuador geschriebenen Karten endlich zu verschicken?. In Ecuador gibt’s nämlich keine Post… Jedenfalls war es schon ganz interessant mal auf der Bank/im Café zu sitzen und das Treiben in der Stadt zu beobachten.

Unterkunft während der Akklimatisierung
Diese Bergkulisse ist unser ständiger Begleiter
Jetzt wird Cocatee getrunken, soll gegen die Höhenkrankheit helfen
Plaza del Armas
Vermutlich ein Rindskopf den sich die Hunde teilen
Das Schweinefleisch wird direkt vom gegrillten Schwein abgeschnitten und verkauft
Wir sind immer wieder beeindruckt wie schwer körperlich die Menschen hier arbeiten und wieviel sie schleppen müssen
Die Schüler müssen sich wohl mitten auf der Straße nach Klassen in diesen Kreisen einordnen
Es wird am Rande der Markthalle gegen Corona und Grippe geimpft
Not macht erfinderisch: da Nutella sehr teuer ist, macht Flo Schokopulver auf sein Brötchen
Schmeckt ganz anders als zu Hause… Wir haben kein “richtiges” Mehl gefunden

Wir hatten auf unserer Übernachtungen vor Huaraz auch interessante Leute kennengelernt, die von Ort zu Ort reisen, dort arbeiten und dafür Kost und Logie umsonst bekommen. Das sei “voll cool, man würde ganz außergewöhnliche Jobs machen, wie z.B einem Peruaner Trommeln beibringen und es machen auch ab und an “old people” wie wir und wenn sie selbst Mitte 40 sind, dann wollen sie das immer noch machen” meinte ein junges spanisch-kolumbianisches Pärchen. Meistens sind das junge Leute und wir fanden es immer etwas “krass” wie angstfrei sie durch die Welt gehen.

Da war zum Beispiel der 26 jährigen Spanier, der viele Jahre in England gelebt hat und jetzt mit dem Fahrrad durch Südamerika reist und 14 Tage illegal in Venezuela war und mit gefälschten Dokumenten wieder rausgekommen ist, oder der Berliner, der schon seit Jahren solche Jobs macht und jetzt mit einer jungen Frau aus Argentinien mit dem Rucksack reist, oder die Amerikanerin, die ihre College Schulden zwar noch nicht abbezahlt hat, aber nach ihrer Volunteer -Zeit im Dog Shelter einen Hund aus Peru adoptieren möchte und wieder zur Schule gehen möchte (kostet wieder), um Tierarzthelferin zu werden. Diese ganzen jungen Leute sind kaum älter als unsere Kinder und reisen -meistens planlos, manchmal als Mädchen alleine – durch die Weltgeschichte und angesichts ihrer Storys sind die Lebenspläne unserer Kinder, auch wenn wir uns teileweise schwer tut sie zu akzeptieren, völlig “harmlos”?. Aber sie alle waren total nett und es hat Spaß gemacht mit ihnen zu quatschen. Letztendlich ist es ja so, dass sie mit ihrem Leben glücklich sind und vielleicht sind es ihre Eltern dann auch?. Ich würde mich jedenfalls schon wirklich schwer tun, wenn meine Kinder in ihren 20ern jahrelang von einem Hilfsarbeiterjob zum nächsten tingeln, ohne richtige Ausbildung und an Zukunft denkend (der Berliner meinte, wer weiß, ob es Deutschland in einem Jahr überhaupt noch gibt ?).. und meine Mutter erst ?…

Diese ganzen Begegnungen waren wirklich interessant. Auf der anderen Seite war gerade ich etwas frustriert, denn auch diese Höhenanpassung ist kein Garant, dass die Wanderungen klappen werden und wir haben etwas Zeitdruck, denn Anfang September müssen wir in Cusco sein, denn da haben wir den Inka-Trail gebucht. Zudem kann man sehr schön in dem Nationalpark campen, aber die Übernachtungen starten bei 3900 m und so eine Übernachtung jetzt wäre entgehen aller Akklimatisierungsratschläge… Daher übernachten wir meinst in Hotels, teileweise aber mit wunderschönen Aussichten, das entschädigt etwas. Wir hoffen, dass die erworbene Akklimatisierung bis Cusco hält. Morgen versuchen wir einen Hike auf 3700, zur Laguna Wilkacocha. Wenn das gut klappt dann übermorgen auf die Laguna Churup hier in der Nähe mit 4500m und wenn das gut klappt, dann nehmen wir die Laguna 69 in Angriff, das ist wieder 2,5 Stunden nördlich von hier und wir möchten eigentlich in den Süden, lief alles etwas anders als erwartet… Mal schauen, Bericht folgt?