Der Van ist verkauft und wir haben noch ein paar Tage Zeit, die werden wir natürlich maximal nutzen. Also auf zur Küste!

Santiago kommt ein bisschen zu kurz, immerhin sehen wir die U-Bahn von innen, auf den Weg zum Busbahnhof. Wir wollen aber gerne noch ans Meer, die Stadt Valparaíso soll auch schön bunt sein und wir freuen uns auf Wärme am Meer.

Santiago ist laut und hektisch, der Bahnhof ist hässlich und es stinkt. Sind wir schon in Dortmund? Wir fragen uns schnell zum Busbahnhof durch und sitzen kurze Zeit später für zwei Stunden im sehr gemütlichen Bus nach Valparaíso. Im Bus recherchieren wir nach einem Hotel und nach Aktivitäten, es wird wohl auf die eine oder andere Walking Tour hinauslaufen.

In Valparaiso angekommen, schnappen wir uns schnell ein Taxi zum Hotel, damit wir den Beginn der Walking Tour nicht verpassen. Nicht dass uns langweilig wird!

Valparaíso ist ein wunderschönes Hafenstädtchen, das vor dem Bau des Panamakanals ein wichtiger Stopp für Schiffe von Europa an die Westküste Amerikas war.

Inzwischen ist es teilweises leider ziemlich zerfallen. Da Teile der Innenstadt UNESCO Kulturerbe sind, aber keiner die Auflagen für die Restaurierung bezahlen kann, stehen viele schöne Gebäude leer und vergammeln.

Es gibt aber viele schöne Häuser aus verschiedenen Epochen, eine tolle Zahnradbahn von 1883 und natürlich viel Streetart. Insgesamt ist die Stadt eh sehr bunt und wir haben eine sehr schöne Tour mit super Wetter, wo wir insbesondere die Touristenviertel Cerro Allegro und Cerro Conception aber auch das deutsche Viertel mit dem Bismarckplatz mit Palmen besichtigen.Die Sonne scheint und vom Meer weht ein kühler Wind. Wir lernen auch, dass früher die Küstenlinie viel weiter in Richtung Stadt ging und die Menschen irgendwann in den Ozean reingebaut haben. Das imposanteste Gebäude ist das Navy headquarter und auch der Coup d’Etat hat in Valparaiso angefangen, als plötzlich die Marine-Schiffe ihre Kanonen Richtung Stadt gerichtet haben.

Nach der Tour fahren wir mit dem Minibus nach Concón, hier soll man besonders gut Meeresfrüchte Essen können. Wir hätten ein bisschen mehr nach Empfehlungen fragen sollen, so irren wir etwas umher, bis wir ein Restaurant an Hafen finden.

Danach haben wir eine sehr abenteuerliche Fahrt zurück nach Valparaíso. Für mehr als eine Stunde, im total überfüllten Bus, mit einem Haufen Besoffener und Partymusik vom Busfahrer.


Am nächsten Morgen machen wir eine weitere Tour, in einem anderen Stadtteil und lernen ein wenig über die Politik zur Zeit der Diktatur und das lokale Gefängnis, das heute ein Denkmal und auch ein Gemeinschaftszentrum mit vielen kulturellen Angeboten ist. Wir lernen auch viel über die Studentenrevolten 2005 (Pinguinrevolution) und 2019, als monatelang der nationale Notstand ausgerufenen wurde. Daraufhin wurde eine Gruppe von 150 Menschen ausgewählt eine neue Verfassung zu entwerfen. Diese neue Verfassung wurde allerdings Anfang September 2022 von der Mehrheit der Chilenen abgelehnt, vermutlich war sie zu progressiv und die chilenische Gesellschaft nicht dafür vorbereitet. Die mehrheitlich jungen Guides betonten immer sie hätten dafür gestimmt und dass eine große Chance vertan wurde. Unser älterer Taxifahrer erzählte uns, dass der Präsident (der jüngste in der Geschichte Chiles) Terroristen begnadigen würde und ausländische Firmen aus dem Land vertreiben möchte. Die Gesellschaft hier scheint sehr gespalten zu sein.

Natürlich gibt es auch wieder Streetart, sehr cool 😎

Danach hüpfen wir in den Bus nach Viña del Mar. Hier gibt es erstmal Empanadas und Kuchen, dann gehen wir an den überfüllten Strand, schauen einem “Musiker” beim Dreh eines Musikvideos zu und begutachten eine wenig spektakuläre Sonnenuhr.

Wir haben Glück und erwischen noch einen freien Platz im Bus zurück nach Santiago 🙂