Wir verbringen einen Tag mit einem Aborigine und erfahren viel über Geschichte, Tradition und heutige Probleme.
Wir treffen uns um 10 Uhr am Cultural Center in Wollombi mit Wayne, einen Halb-Aborigine. Während wir zu diversen wichtigen Orten fahren, erzähl er uns viel über seine Kultur und die tragische Geschichte seines Volkes. Er ist 54 Jahre alt und in einer Schulzeit waren die Aborigine auf den Schaubildern zur Evolution noch unter den Schimpansen. Erst 1960 wurden sie als australische Bürger anerkannt, davor wurden sie zur Flora und Fauna zugeordnet. Wir wussten schon grob darüber Bescheid, sind aber ziemlich bedrückt, als wir die Details nochmal von einem Betroffen erfahren. Er hat für sich seinen Frieden geschlossen und praktiziert heute seine Kultur, soweit es noch möglich ist.
Die Aborigines haben verschiedene Schöpfungsgeschichten, die sich je nach Region und Stamm unterscheiden. Eine gemeinsame Vorstellung ist jedoch, dass die Schöpfung von einem “Traumzeitwesen” namens “Dreamtime” ausgegangen ist. Dreamtime ist ein ewiger Zustand der Existenz und Kreation, der die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfasst. Während dieser Traumzeit erschuf Dreamtime die Welt und alles, was darin enthalten ist, einschließlich der Tiere, Pflanzen und Menschen. Die Aborigines glauben, dass die Welt und alle Kreaturen miteinander verbunden und Teil des Dreamtime sind und dass sie in einer harmonischen Beziehung zueinander stehen sollten.
Biamie, der “Creator” ist das männliche Schöpfungswesen, das in den Sternen lebt und nur einmal auf der Erde war, um Mutter Erde zu schwängern und das Leben zu erzeugen. Die Zeichnung ist etwa 3500 Jahre alt. Die großen Augen zeigen, dass er alles sieht, die langen Arme, dass er allumfassend ist. Der weiße Punkt im Bauch sagt, das er sich von seinem Bauchgefühl leiten lässt.
Der heilige Berg Yango, den Biamie als Stufe für den Aufstieg in den Himmel verwendet hat und der deshalb oben platt ist darf nur in absoluten Notsituationen von den Ältesten betreten werden. Eine ähnliche Geschichte gibt es auch von Uluru (Ayers Rock). Es ist ein besonders besinnlicher Ort und wir verweilen lange.
Wir sehen auf den Weg tatsächlich noch ein Wombat! Leider bin ich zu langsam mit dem Foto und er ist schon im Schatten verschwunden. Also hinter dem Stein ist er 😜
Wir machen neu einer Reinigungszeremonie mit, die alle Schlechte entfernt. Auf einem kleinen Feuer werden frische Blätter eines Eucalyptus verbrannt.
Die Einkerbungen im Boden sind schon 30.000 Jahre alt, erzählen teilweise moralische Geschichten und sind auch eine beeindruckend präzise Landkarte der gesamten Region.
Die Einkerbungen und Höhlenzeichnungen sollten eigentlich alle 100 Jahre aufgefrischt werden, was die Aufgabe des jeweiligen Stammes in der Region ist. Da das Verändern der Aborigini-Kunst aber nach australischem Gesetz verboten ist, darf man das nicht und so verblassen die Kunstwerke immer mehr.
Wir sind am Ende des Tages als wir uns von Wayne verabschieden, sehr nachdenklich. Der Einklang in dem die Aborigini mit der Natur gelebt haben ist sehr beeindruckend und auch die ganzen Geschichten der Aborigini, die zur Überlieferung von Informationen dienen.
Wir vergleichen auch die “Eroberung” Australiens mit der von Neuseelands und Südamerikas, hier haben es die Aborigini auf jeden Fall am schlechtesten erwischt. Noch heute ist ihre Religion in Australien nicht anerkannt, vermutlich weil es zu sehr vielen Gebietsansprüchen kommen würde.